Raus aus Madrid

20.05.2010 - Mirja Hammer - Studentin 

Madrid, wir lieben dich, aber manchmal legt dein unbändiges Gemüt selbst dem gefeitesten Großstadtmenschen die Nerven blank. Dann ist es Zeit, dir den Rücken zu kehren, um in der idyllischen Studentenstadt Salamanca einen Tag lang mittelalterliche Kultur und neue Energie zu tanken.

Vom Busbahnhof Méndez Álvaro im Süden Madrids aus, bringt uns stündlich ein Bus ab 30 Euro von Madrid nach Salamanca und wieder zurück. Nach zweieinhalb Stunden Fahrt über die von wunderschönen Landstrichen gesäumte Autobahn, kann man auch schon das märchenhafte Panorama der kleinen Stadt am Hügel erblicken.
Von dort aus erstreckt sich dann auch die üppige Sehenswürdigkeitsmeile, die in gemächlichem Tempo an einem Tag zu schaffen ist. 

Kurz nach Verlassen des Plaza Mayors trifft man bereits auf das berühmte, im 15. Jahrhundert erbaute Muschelhaus „Casa de las Conchas“. Die Fassade des als Universitätsbibliothek genutzten Bauwerks, wird von mehr als 300 Jakobsmuscheln geziert und sein Inneres birgt einen phantastischen Hof mit Säulengang. Über die ganze Stadt verteilt finden sich immer wieder ähnliche solcher Gebäude der im Jahre 1218 gegründeten Universität. Sie zu betreten lohnt, denn die vielen begrünten Innenhöfe entpuppen sich als wahre Oasen der Ruhe. Rund 40 000 Studenten lernen heute an Spaniens zweitältester Universität, was der Stadt einen wunderbar studentischen Charme verleiht. Der Universität verdankt Salamanca auch ihr außergewöhnliches Wahrzeichen, den Frosch, der tausendfach in sämtlichen Souvenirläden und auf einem Totenkopf sitzend auf dem Portal der Universität zu finden ist. Der Frosch (im Ursprung eine Kröte) sollte die Studenten einst vor moralischen Ausschweifungen warnen, die nach dem Tod gesühnt würden…

Den Höhepunkt des Stadtrundgangs bildet die Kathedrale, die hoch oben auf dem stattlichsten Punkt Salamancas thront. Verglichen mit der ansonsten so niedlichen und anheimelnden Atmosphäre des Sandsteinstädtchens, wirkt dieses pompöse Gebäude majestätisch und regelrecht gewaltig. Das Hauptportal der im 12. Jahrhundert erbauten Kathedrale ist mit zahlreichen Bildern, ähnlich einem großen Suchbild, geschmückt. So sieht man das ganze Jahr über Touristen, die sich auf der Suche nach dem Frosch die Hälse verrenken. Denn ohne diesen gefunden zu haben kann man unmöglich wieder abreisen. Wer dann noch den Astronauten findet, bekommt einen Orden. Ja, richtig gehört: einen Astronauten! Diese neuzeitliche Reliquie muss sich wohl 1992 bei Restaurierungsarbeiten in den steinernen Bilderwirrwarr geschlichen haben.

Ich habe schon einige Städte außerhalb Madrids besucht, aber nur Salamanca hat es an die oberste Spitze meiner Favoriten geschafft. Salamanca birgt trotz seiner überschaubaren Größe, hinter jeder Ecke eine unglaubliche Vielzahl an historischen und atemberaubend schönen Sehenswürdigkeiten. Daher eignet sich Salamanca bestens für einen Tagesausflug. Wer jedoch noch länger dort verweilen mag, um im Garten de la Merced den Sonnenuntergang über dem Río Tormes zu genießen, der kann hier beispielsweise recht günstig ein Zimmer buchen. Generell empfiehlt sich ein Besuch unter der Woche, da aufgrund des Touristenandrangs am Wochenende die erhoffte Entspannung ausbleiben könnte.

Abfahrtszeiten und Preise hier. Empfohlene Abfahrtzeiten: 10 Uhr, 20 Uhr Rückfahrt.
Am Busbahnhof Méndez Álvaro angeschlossen an die Metrostation Méndez Álvaro

Alternative Anreise: Mit dem Zug ab Atocha Renfe. Allerdings dauert die Fahrt etwas länger.

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