Chaos-Terminal 4 und andere Geschichten

06.01.2009 - Stefanie Claudia Müller - scm communcation 

Wenn Sie es nicht eilig haben, wenn Sie gerne zu Fuß gehen und auch mal gerne warten, dann sind Sie am Flughafen-Terminal 4 in Madrid richtig aufgehoben. Zudem haben Sie hier ein wunderbares Design, was Sie beim Langlauf durch die Hallen genießen dürfen: grelle gelbe Eisenstangen mit schönem grauen Beton gemischt. 
 
Außerdem bietet der Flughafen-Terminal 4, der eigentlich der tollen spanischen Airline Iberia gehört, den Touristen schon bei der Ankunft die Möglichkeit, Kontakt mit Einheimischen zu knüpfen. Nämlich spätestens dann, wenn Sie bis zu einer Stunde oder länger auf ihr Gepäck warten müssen. Da kommt man schon mal ins Gespräch mit anderen Fluggästen und lernt auf diese Weise schnell spanische Schimpfwörter oder elegante Redewendungen wie "Qué mierda de servicio!" Irgendwann wird dann auch der Gang zum Iberia-Help-Desk fällig, wo man dann auch noch mal einen Grund hat, sein Spanisch zu testen. Leider sind die dortigen Damen aber nur sehr bedingt bereit, sich in ein ausführliches Gespräch verwickeln zu lassen. 

Ich schätze auch die enorme Großzügigkeit von Iberia, die an Weihnachten eine besondere Überraschung für ihre Madrid-Gäste parat hatte. Viele mußten nicht wie geplant nach Hause, sondern durften noch mehrere Tage dranhängen. Etwas blöd war es für die 27-jährige Marcia Rocha. Die Brasilianerin musste eigentlich in Berlin eine Doktorandenstelle antreten. Aber sie kam zu spät, genau vier Tage mußte sie auf dem Terminal 4 auf ihren Abflug warten, weil Iberias Piloten mal wieder streiken mussten und es zu wenige Fluglotsen gab. 

Warum die Iberia-Piloten streiken? Ganz einfach: ein durchschnittliches monatliches Gehalt von um die 10 000 Euro reicht halt nicht wirklich für das immer teurere Leben in Spanien. Die Piloten wollen außerdem ihren Job nicht verlieren und wollen deswegen bei den Fusionsverhandlungen von Iberia mit British Airways mitreden. Dafür hat man ja als Kunde, der schnell zu seinen Lieben nach Deutschland will, volles Verständnis... Würde man ja genauso machen..

Aber nicht nur Iberia und der Terminal 4 funktionieren vorbildlich, auch andere spanische Fluglinien bestechen durch ihren Service - zum Beispiel Air Europa. Da hat man nämlich den großen Vorteil, dass man nach dem Flug nicht mehr so viel schleppen muss, weil Gepäck auch schon bei so kurzen Strecken wie von Madrid nach Barcelona verloren geht und man es dann ins Hotel oder nach Hause gebracht bekommt - also wirklich geignet für Rückengeschädigte. Unter Umständen bekommt man das Gepäck sogar erst zwei Tage nach Ankunft, was den Vorteil hat, dass man sich endlich mal komplett neu einkleiden kann. In meinem Fall war auch noch toll, dass nachher der im Koffer wegen der Rückenprobleme verstaute Laptop fehlte und ich mir auch diesen neue kaufen konnte. 

Natürlich brauchte ich dafür eine fianzielle Entschädigung von der Airline und das hat schon etwas länger gedauert, bis ich diese hatte. Aber das war richtig spannend. Erst einmal dauerte es drei Wochen, ein Fax und zahlreiche Telefonanrufe, bevor Air Europa überhaupt realisierte, dass mein Antrag bei ihnen eingetrudelt war. Wahrscheinlich wird auch bei Air Europa die personelle Besetzung im Dezember - wie auf dem Madrider Flugfeld - knapp, Grippe bekommt man ja schnell  bei der Kälte. 

Als man mir dann endlich per Post Bescheid geben will, was ich denn nun an Geld bekomme, kommt der Brief nicht an. Es vergehen weitere zwei Wochen, viele Telefonanrufe. Und was stellt sich raus: Da hat Air Europa doch tatsächlich angenommen, dass ich in der Dominkanischen Republik lebe, da meine Wohnsiedlung "Ciudad de Santo Domingo" heißt. Trotz Postleitzahl und Hinweis "Spanien" hat das keiner gemerkt. Bei einem so bemerkenswerten Service muss man sich schon schwer beherrschen, um seinen Gefühlen nicht freien Lauf zu lassen. 

Kommentare (37) :

Kommentar von Kati 09.01.2009

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Kommentar von Antonio 21.07.2011

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