La Generación del 27 und Las Sinsombrero

03.11.2017 - Elisabeth Pranter - MfD & BfD 

Salvador Dalí, Luis Buñuel, Federico García Lorca, Rafael Alberti, Luis Cernudo – sie alle waren Teil der Generación del 27, die ab den 1920ern die spanische Kultur nachhaltig prägte. Und María Teresa Léon, Concha Méndez, Maruja Mallo und Rosa Chacel – sie waren die Frauen an ihrer Seite, die ebenso bedeutende Beiträge zum Erbe des Landes beitrugen, aber weit weniger bekannt sind. Die Generación del 27 wird als einer der Höhepunkte des „Edad de Plata“ angesehen, der zweiten großen Blütezeit der spanischen Literatur (nach dem „Siglo de Oro“ im 16. Jahrhundert), die ab dem Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs 1936 zu Ende ging.

 

Viele große Namen – ein Freundeskreis

Die Generación del 27 war ein äußerst produktiver Zirkel, in dem sich viele prominenten Namen versammelten. Viele der Künstler und Intellektuellen sind bis heute weit über die spanischen Landesgrenzen hinaus bekannt: Der surrealistische Maler Salvador Dalí und der Regisseur Luis Buñuel, die u.a. gemeinsam den Film „Un Chien Andalou“ drehten. Deren guter Freund Federico García Lorca, der mit Werken wie „La Casa de Bernarda Alba“ Weltruhm erlangte und mit nur 38 Jahren zu Tode kam. Und Rafael Alberti, der als einer der bedeutendsten Literaten seiner Zeit gilt und vor allem für seine Poesie bekannt ist. Weiters zählten auch die Dichter Luis Cernuda und Gerardo Diego zu der Generación del 27.

 

Las Sinsombrero: Die Damen ohne Hut

Weniger Beachtung fanden lange Zeit die Frauen an ihrer Seite, die demselben Kreis angehörten –unter der Generación del 27 werden landläufig nur die bereits erwähnten männlichen Künstler verstanden. Doch auch die Schriftstellerinnen Rosa Chacel, Ernestina de Champourcín, Maria Teresa Léon (die Ehefrau von Rafael Alberti) und Concha Méndez (die einige Jahre mit Luis Buñuel liiert war), die Malerin Maruja Mallo, die Poetin und Bildhauerin Marga Gil Roësset, die Philosophin María Zambrano sowie die Schauspielerin und Schriftstellerin Josefina de la Torre waren Teil der Avantgarde-Bewegung. Sie werden unter dem Namen „Las Sinsombrero“ zusammengefasst – denen „ohne Hut“. Der Name kommt daher, dass Maruja Mallo, Federico García Lorca, Salvador Dalí und Margarita Manso eines Tages beschlossen, entgegen der gesellschaftlichen Norm ohne Hut über den Platz Puerta del Sol zu spazieren – was in den 1920ern einer Rebellion gleichkam.
Kunst und Politik im Vorfeld des Bürgerkriegs

 

Ab 1927 zeichnet sich die Kunst der Generación del 27 durch surrealistische Tendenzen aus, außerdem dominieren die Themen Liebe, Wunsch nach Fülle – aber auch Frustrationen, soziale Unruhen und Existenzängste. Die Werke wurden zunehmend politischer, manche Dichter widmen sich zunehmend den gesellschaftlichen Problemen. Ihre Sorge galt dabei stets dem Wohl der Republik.

 

Einige Mitglieder der Generación del 27 waren später auch Teil der Alianza de Intelectuales Antifascistas, einer antifaschistischen Vereinigung von Intellektuellen, die sich dem Schutz und Erhalt der spanischen Kultur verschrieben hatten.

 

Exil und Rückkehr nach Spanien

Nach dem Ausbruch des spanischen Bürgerkrieges zerfiel die Gruppe der Generación del 27 und der Sinsombrero, die meisten Künstler gingen ins Exil nach Lateinamerika und wirkten fortan unter anderem in Argentinien, Mexiko oder Kuba. Federico García Lorca hingegen kam nur wenige Wochen nach Ausbruch des Krieges in Spanien zu Tode: Nachdem ihn die Guardía Civil festgenommen hatte, unter dem Vorwurf, er sei ein russischer Spion und homosexuell – wobei letzteres wohl zutraf – wurde er wenig später ermordet. Einige jedoch blieben trotz der schwierigen und für sie gefährlichen Situation in Spanien, nachdem Franco an die Macht gekommen war: Vicente Aleixandre und Gerardo Diego, María Zambrano und Josefine de la Torre.

 

Nach dem Tod Francos und dem Ende der faschistischen Diktatkur kehrten einige aus dem Exil zurück. Doch nicht alle wurden in Spanien gleich empfangen: Während Rafael Alberti mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde, musste etwa Maruja Mallo feststellen, dass sie in ihrer Heimat in Vergessenheit geraten war. Trotz ihren internationalen Erfolgen im Exil, unter anderem auch in New York, war sie in Spanien eine Unbekannte.

 

Darin teilte sie das Schicksal ihrer Kolleginnen: Die Frauen blieben jahrzehntelang so gut wie unsichtbar, obwohl sie wesentlich zum kulturellen Erbe Spaniens und zur Gleichberechtigung beitrugen. In den Geschichtsbüchern kommen sie dennoch nicht annähernd so oft vor wie ihre männlichen Gefährten. Doch seit einigen Jahren fördert Spanien die Erinnerung an diese beachtenswerten Frauen wieder zu Tage, etwa durch Dokumentationen wie diese.

 

VIDEO RTVE

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