Auf den Spuren von Don Quijote

12.09.2016 - Meike von Lojewski / Madrid und Barcelona für Deutsche 

„An einem Orte der Mancha, an dessen Namen ich mich nicht erinnern will, lebte vor nicht langer Zeit ein Hidalgo, einer von jenen, die einen Speer im Lanzengestell, eine alte Tartsche, einen hageren Gaul und einen Windhund zum Jagen haben.“ Wer kennt diese Zeile aus dem weltberühmten Roman “Don Quijote” von Miguel de Cervantes nicht, in dem er den “Ritter von trauriger Gestalt” gegen Windmühlen ankämpfen und andere Abenteuer bestehen lässt? Auch wenn man die restlichen 35 Kapitel des Buches nicht gelesen hat, so ist es 400 Jahre nach dem Tod von Cervantes doch jedem ein Begriff und bis heute ein Bestseller, der in unzählige Sprachen übersetzt, als Comic gezeichnet, in Kinderversion gestaltet und sogar als Zeichentrickserie im Fernsehen gezeigt wurde.

 

Don Quijote durchquert in dem Buch vor allem die Gegend La Mancha, was dazu geführt hat, dass die Spanier schon vor Jahrzehnten damit begonnen haben, die “Ruta de Don Quijote” anzulegen. Ein Netz von insgesamt 2.500 Kilometern verläuft in zehn Etappen durch diese Region. Hier können Touristen auf den Spuren des Romanhelden wandeln und zu den vermeintlichen Schauplätzen der Handlung reisen.

 

Die Route beginnt südlich von Toledo und führt von dort im Zick-Zack-Kurs durch die Region. Am Wegesrand liegen Orte wie Consuegra, Mota del Cuervo, Campo de Criptana, El Toboso oder Tormelloso. In Campo de Criptana wurden eigens für fast eine Million Euro zehn Mühlen restauriert. Am häufigsten Erwähnung findet im Roman die Ortschaft El Toboso. Aus ihr lässt Cervantes nämlich Don Quijotes Angebetete Dulcinea stammen. Nachdem sich der Ritter selbst zum Ritter ausgerufen hatte, war er auf der Suche nach einer edlen Dame, in die er sich verlieben konnte. Er wählte die Bauerstochter Aldonza Lorenzo zur Geliebten, ohne dass diese von seiner Liebe jemals erfuhr, und kleidete sie mit dem erfundenen Titel Dulcinea del Toboso, da sie eben aus diesem Ort stammte. In El Toboso befindet sich auch das Museo Cervantino. In Puerto Lápice, wo sich Quijote der Geschichte nach zum Ritter schlagen ließ, lädt der mittelalterliche Gutshof "Venta de Don Quijote" zum Verweilen ein. Die Burg Belmonte, sowie die Höhle von Medrano, das ehemalige Gefängnis von Miguel de Cervantes und gleichzeitig Geburtstort seines Romans, sind weitere Höhepunkte der Tour.

 

Eigentlich sollte die "Ruta de Don Quijote" nach Vorstellung ihrer Erfinder ein Gegenstück zum Jakobsweg in Nordspanien werden. Dieser Plan ist nicht ganz aufgegangen. Viele Teile liegen leider brach. Dennoch ist es Cervantes' detailgenauer Beschreibung der Orte und Landschaften zu verdanken, dass Touristen auf der Reise durch die Mancha immer wieder das Gefühl haben, die fiktive Geschichte des "Ritters von der Traurigen Gestalt" habe sich wirklich hier zugetragen.

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