Bedeutende Frauen Spaniens – Teil 1: María Teresa León

02.10.2017 - Elisabeth Pranter - MfD & BfD 

Der breiten Masse war sie lange höchstens als die Frau an der Seite von Rafael Alberti bekannt: Doch María Teresa León war neben Ehefrau und Mutter auch Muse, Schriftstellerin und politische Aktivistin. Sie gehörte der Generación del 27 an, teilte aber das Schicksal der anderen Frauen des Zirkels, „las Sinsombrero“, denen lange nicht dieselbe Aufmerksamkeit und Anerkennung zuteil wurde wie ihren männlichen Kollegen. Dabei wird León heute oft attestiert, dass sie Alberti in ihrem literarischen Talent um nichts nachsteht – dennoch stand ihr Schaffen stets in seinem Schatten.

 

Zwei Hochzeiten und eine Scheidung

María Teresa Léon wurde in Logroño in Nordspanien geboren und verbrachte ihre Jugend vor allem in Burgos. Die Cousine ihrer Mutter war die erste Frau Spaniens, die einen Doktortitel in Philosophie an einer spanischen Universität erhielt. Auch María Teresa León studierte Philosophie. Sie heiratete jung und hatte zwei Kinder mit ihrem ersten Mann – von dem sie sich allerdings später scheiden ließ, als eine der ersten Frauen Spaniens. 1928 veröffentlichte sie nach ihrer Argentinienreise zwei Bücher – La bella de mal amor und Cuentos para soñar –, bevor die Schriftstellerin 1929 Rafael Alberti kennenlernte. Der Dichter verließ für sie die Malerin Maruja Mallo und die beiden heirateten 1932.

 

Politisches Engagement gegen den Faschismus

León reiste viel und war politisch engagiert. Gemeinsam mit Alberti besuchte sie mehrmals die UdSSR, was sie stark prägte. Das Paar kehrte begeistert von den sowjetischen Gedanken nach Spanien zurück. Bei einem ihrer Aufenthalte führten sie sogar ein zweistündiges Interview mit Stalin.

 

Als 1936 der spanische Bürgerkrieg ausbrach, waren die beiden gerade auf Ibiza. Sie kehrten nach Madrid zurück, wo María Teresa León Sekretärin der Alianza de Escritores Antifascistas wurde, einer Allianz antifaschistischer Schriftsteller. Außerdem gründete sie die Zeitschrift El Mono Azul und war eine der treibenden Kräfte der Junta de Incautación y Protección del Patrimonio Artístico. Die Vereinigung hatte es sich zum Ziel gesetzt, Kunstwerke vor der Zerstörung im Krieg zu bewahren, und evakuierte unter anderem einige Gemälde aus dem Museo del Prado – darunter Bilder von Velázquez.

 

Exil und Rückkehr ohne Erinnerung

Nachdem die Faschisten 1939 den spanischen Bürgerkrieg für sich entscheiden konnten, flohen León und Alberti zunächst nach Frankreich, wo sie als Übersetzer und Radiosprecher arbeiteten. Ende 1940 wanderten die beiden dann nach Argentinien aus, wo ihre Tochter Aitana zur Welt kam und sie 23 Jahre lang im Exil lebten.

 

1963 zog das Paar nach Rom, wo María Teresa León ihr berühmtes Buch 'Memoria de la melancolía' verfasste, ihre Autobiographie. Nach dem Tod Francos kehrte das Schriftstellerpaar schließlich nach über 30 Jahren zurück in ihre Heimat. Doch León litt bereits an Alzheimer und verbrachte die letzten zehn Jahre ihres Lebens in einem Seniorenheim bei Madrid.

 

María Teresa Léon war eine emanzipierte und politisch engagierte Frau. Auch wenn sie nie so im Rampenlicht stand wie ihr Mann, gehört sie doch zu den interessantesten historischen Persönlichkeiten Spaniens des 20. Jahrhunderts.

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