Bedeutende Frauen Spaniens – Teil 3: Emilia Pardo Bazán

17.11.2017 - Elisabeth Pranter - MfD & BfD 

Schriftstellerin, Feministin, Pionierin – Emilia Pardo Bazán war eine der wichtigsten historischen Persönlichkeiten Spaniens des 19. Jahrhunderts. Sie setzte sich für die Gleichberechtigung und allen voran das Recht für Bildung von Frauen ein und war die erste Frau mit einem Lehrstuhl an einer Universität in Spanien – auch wenn sie nie zu einem Studium zugelassen wurde.

 

Bazán verurteilte die Doppelmoral, die in der Gesellschaft herrschte: Vieles, was Männern zugestanden wurde, galt für Frauen als skandalös. Für ihre Literatur wurde sie bewundert und verachtet, jedenfalls aber sorgte sie für einen Diskurs. Die meisten männlichen Intellektuellen nahmen es ihr übel, dass sie ihnen als Frau zumindest ebenbürtig, oft aber überlegen war. Gleichzeitig war sie eine der ersten Frauen, die von ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin leben konnten.

 

Lesen und Reisen – gefördert vom Elternhaus

Emilia Pardo Bazán wurde 1851 in La Coruña in Galizien geboren. Ihre Eltern legten viel Wert auf ihre Ausbildung. Sie hatte Zugang zur Familienbibliothek und entwickelte sich zu einer leidenschaftlichen Leserin. Auch das Schreiben lag Bazán schon in frühen Jahren: Mit neun Jahren begann sie Verse zu schreiben, mit 16 veröffentlichte sie Gedichte in einer regionalen Zeitung. Gleichzeitig kam sie ihren sozialen Verpflichtungen nach – und heiratete mit 16 den Rechtsstudenten José Quiroga y Pérez Deza. Das junge Ehepaar ließ sich in Santiago de Compostela nieder, wo der Bräutigam seinem Studium nachging.

 

1868 fand die Revolution statt und Königin Isabel ging ins Exil. Das Paar zog mit Bazáns Eltern nach Madrid, ihr Vater installierte sich dort wegen seiner politischen Tätigkeit. In der spanischen Hauptstadt besuchte Bazán Parlamentssitzungen und kam über Literaturzirkel in Kontakt mit Schriftstellern. Prägend für sie war eine lange Europareise mit ihrer Familie, die in ihr den Wunsch weckte, Fremdsprachen zu lernen – um die Werke bedeutender europäischer Schriftsteller in der jeweiligen Originalfassung zu lesen. So lernte Bazán unter anderem auch Deutsch.

 

Aufsehen um kritische Artikel

Zurück in Spanien kam sie in Kontakt mit dem Krausismo, einer Strömung ausgehend von den Ideen des deutschen Philosophen Karl Krause: ein idealistisches Weltbild, das die Grundlage für einen utopischen Sozialismus lieferte und Bazán stark beeinflusste.

 

1882 veröffentlichte Emilia La cuestión palpitante – zu Deutsch die brennende Frage. Es war ein Kompendium mehrerer Artikel, die zuvor bereits einzeln erschienen waren. Mit ihrer kritischen Betrachtung des Naturalismus den Nerv einiger Zeitgenossen traf. Allen voran aufgrund der Tatsache, dass der Großteil der Intellektuellen sich in seiner männlichen intellektuellen Monopolstellung angegriffen fühlte. Der Skandal sorgte in Folge für den Bruch mit ihrem Mann, der sie ersuchte, mit dem Schreiben aufzuhören – ein Wunsch, dem Emilia nicht nachkam.

 

Bücher mit Botschaft

Die Schriftstellerin hinterließ zahlreiche Essays, Erzählungen, Reisetagebücher und Romane. Die Protagonistinnen in ihren Werken sind starke und mutige Frauen, aber auch solche, die an den Normen der Gesellschaft scheitern und sich nicht verwirklichen können; solche, die weniger wagen als Emila Pardo Bazán. Stets kritisiert und hinterfragt die Schriftstellerin in ihren Büchern politische Umstände und Bewegungen und vermittelt feministische Konzepte.

 

Verwehrtes Recht auf Studium

Emilia Pardo Bazán bewarb sich trotz eines Frauenverbots bei der Real Academica Española, wurde aber abgewiesen: Der Zugang blieb Frauen weiterhin verwehrt. Allerdings wurde ihr 1916 ein Lehrstuhl an der Universidad Central (heute Complutense) zugewiesen – als erster Frau überhaupt in Spanien.

 

Kommentare (0) :

Artikel kommentieren
Artikel-Archiv
  • 24.11.2023 [Kommentare: 0]

    Austellung. "Die Berliner Mauer: Eine Geteilte Welt"

    Die Sala Castellana 214 der Fundación Canal in Madrid verwandelt sich in einen zeitlichen Brückenschlag zur Zeit des Kalten Krieges. Hier findet derzeit die erste groß angelegte Wanderausstellung über die ikonische Berliner Mauer statt. Seit der Eröffnung am 9. November können Besucher bis zum 7. Januar mehr als 300 Originalobjekte, Video.. Artikel weiterlesen

  • 16.08.2023 [Kommentare: 0]

    Street Art in Valencia: Ein Erlebnis für Kunstliebhaber

    Valencia ist eine Stadt voller Charme, Geschichte und Kultur. In den letzten Jahren hat sich auch hier die Street Art-Szene immer weiter entwickelt und prägt das Stadtbild auf beeindruckende Weise. Zahlreiche Künstler haben die Straßen Valencias in eine Leinwand für ihr künstlerisches Schaffen verwandelt und der Stadt eine neue urbane.. Artikel weiterlesen

  • 22.05.2023 [Kommentare: 0]

    Street Art-Highlights auf Mallorca, Farbenpracht statt Massentourismus

    Die mediterrane Insel Mallorca ist für ihre malerischen Landschaften, traumhaften Strände und kulturellen Sehenswürdigkeiten bekannt. Doch in den letzten Jahren hat sich Mallorca auch zu einem Hotspot für Street Art entwickelt. Überall auf der Insel kann man beeindruckende Graffiti und Wandmalereien entdecken, die das urbane Leben mit der.. Artikel weiterlesen

  • 27.02.2023 [Kommentare: 0]

    Santiago Calatrava, der Stararchitekt aus Spanien

    Wer kennt das L'Hemisfèric nicht, das architektonische Wahrzeichen in Form eines menschlichen Auges in der Stadt der Künste und Wissenschaften in Valencia. Sein Erschaffer ist der weltberühmte spanische Architekt, Baumeister und Ingenieur Santiago Calatrava. Auf der ganzen Welt sind seine beeindruckenden und innovativen Bauwerke in Städte.. Artikel weiterlesen

  • 17.10.2022 [Kommentare: 0]

    Der deutsche Künstler Wolf Vostell in Extremadura

    Los Barruecos, eine außergewöhnliche Landschaft aus Granitfelsen, die über Jahrmillionen von Wasser und Wind geformt wurde, ist einer der einzigartigsten Orte in der Extremadura. Sie liegt etwa 14 Kilometer von Cáceres entfernt, in der Gemeinde Malpartida de Cáceres, etwa drei Kilometer südlich des Stadtzentrums. Die Spanier nennen die .. Artikel weiterlesen

  • 21.03.2022 [Kommentare: 0]

    INTERVIEW: Marcos Vázquez, Autor des Buches "Invicto Unbezwingbar"

    1. Was antwortest du, wenn dich jemand fragt, was du beruflich machst? Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Ich betrachte mich als Blogger, Autor, Podcaster ... manche Personen bezeichnen mich auch als Influencer :-) Vereinfachend sage ich meistens, dass ich mich der Verbreitung von Informationen über Gesundheit aus einer breiten .. Artikel weiterlesen

  • 12.05.2021 [Kommentare: 0]

    Street Art in Málagas Künstlerviertel Soho

    Mit Soho assoziiert man das trendige Szeneviertel in New York oder London, doch auch in Málaga ist ein solches sehens- und erlebenswertes Ausgeh- und Künstlerviertel in den letzten Jahren entstanden. Hier mischen sich Kunst und Kultur aller Zeiten und Nationalitäten, es gibt Kunstgalerien, Craft Beer Brauereien, internationale Gastronomie.. Artikel weiterlesen

  • 03.05.2021 [Kommentare: 0]

    MMMAD, das erste Urbane Festival der digitalen Kunst in Madrid

    Die erste Ausgabe von MMMAD, dem Madrid Urban Digital Art Festival, verwandelt die Hauptstadt während des gesamten Monats Mai in das Epizentrum der digitalen Kunst. Vom 1. bis zum 31. entfaltet sich das Festival in der ganzen Stadt mit einem Programm, das Ausstellungen internationaler Künstler in den digitalen Werbeflächen von JCDecaux,.. Artikel weiterlesen

  • 02.11.2020 [Kommentare: 0]

    César Manrique, der geniale Künstler und Architekt von Lanzarote

    César Manrique (1919 – 1992) wurde in Arrecife auf Lanzarote, geboren, auf der Vulkaninsel im Atlantik, die kein anderer Künstler mit seinem Lebenswerk so geprägt hat wie er. Aufgewachsen war er mit seinen Eltern und drei Geschwistern und in Puerto Naos, dem alten Hafen von Arrecife. Nach der Schule studierte er Bauingenieurwesen auf .. Artikel weiterlesen

  • 09.10.2020 [Kommentare: 0]

    Mafalda, die argentinische Comic-Kultfigur

    Wer kennt sie nicht, Mafalda, das neugierige, ruhelose und sehr ironische Cartoon-Mädchen? Ihr Schöpfer, Joaquín Salvador Lavado genannt „Quino“, Sohn andalusischer Einwanderer, verstarb dieses Jahres am 30. September 2020. Er wuchs in einem Umfeld auf, das ihn stets ermutigte über Autorität und die Gründe für Ungerechtigkeit .. Artikel weiterlesen