Die “graue Mütze” sorgt für Diskussion zwischen Regierung und Umweltschützern

19.01.2015 - Meike von Lojewski / Madrid für Deutsche 

“La boina gris”, die “graue Mütze”, so wird sie genannt, die graue Wolke, die derzeit dicht über Madrid hängt. Seit dem 7. Dezember ist in der spanischen Hauptstadt kein Niederschlag mehr registriert worden und seit dem 20. desselben Monats wird sie von einem Hochdruckgebiet überlagert.

Schön, könnte man eigentlich denken, wenn da nicht die dicke, graue Schicht wäre, die den Himmel bedeckt. Die Luftverschmutzung In Madrid ist wieder einmal so stark, dass die Menschen bereits gesundheitlich darunter leiden und die Diskussionen zwischen Regierung und Umweltschützern angeheizt sind.

Luftverschmutzung entsteht, wenn sich warme Luft über kältere Luft am Boden schiebt und es zusätzlich keinen Wind gibt. Dann können Abgase aus Fabrikschornsteinen, Hausheizungen und Autos nicht mehr nach oben abziehen und die Schadstoffkonzentration in der Atmosphäre steigt.

Sie sammelt sich wie unter einer Glocke und legt sich über die ganze Stadt. Die Schadstoffe reizen Augen, Nase und Hals. Kein Wunder also, dass die Notaufnahmen in den madrilenischen Krankenhäusern in den vergangenen Tagen beinahe zusammengebrochen sind, denn neben der klassischen Grippe, die wie eine Epidemie Einzug gehalten hat, wurden zahlreiche Menschen mit Atem- und Herzproblemen eingeliefert.

Das Gesundheitsamt von Madrid sah sich daher gezwungen, die Bettenzahl sowie das Pflegepersonal in den Krankenhäusern aufzustocken, um der Nachfrage nachkommen zu können.

Während Bürgermeisterin Ana Botella mit Nachdruck darauf besteht, dass das Stickoxid in der Luft aufgrund von der Stadt getroffener Massnahmen um 20 Prozent zurückgegangen sei, hat die Umweltvereinigung “Ecologistas en Acción” in dieser Woche einen Bericht vorgelegt, aus dem nicht nur hervorgeht, dass 2014 die von der Europäischen Union erlaubten NO2-Maximalwerte überschritten wurden.

Auch in der ersten Januarwoche 2015 lagen diese Werte bereits über der Grenze, so dass “Madrid im sechsten Jahr in Folge die gesetzlichen Bestimmungen nicht erfüllt”. Vereinigungen wie “Ecologistas en Acción” bestehen daher darauf, dass dringende Massnahmen von der Stadt ergriffen werden müssen, die den Strassenverkehr in solchen Momenten regeln.

Zu ihnen gehören beispielsweise ein Geschwindigkeitslimit sowie ein verstärktes Angebot von öffentlichen Verkehrsmitteln. Für Ana Botella wiederum liegt der Handlungsbedarf aber vor allem in der Industrie, die besonders durch die Fabrikation von Autos, die Diesel tanken, für die Luftverschmutzung verantwortlich ist: “Mehrfach haben wir schon darauf aufmerksam gemacht, dass die Europäische Union sehr anspruchsvoll mit den Städten, aber nicht so sehr mit den Autoherstellern ist”.

Wie auch immer die Diskussion ausgeht, so können Madrilenen mit Atemproblemen oder Allergien Ende dieser Woche voraussichtlich erst einmal wieder etwas aufatmen.

Laut den Wettervorhersagen wird leichter Regen erwartet, der helfen wird, die Luftverschmutzung aufzulösen und dem Grau in Grau über Madrid vorerst “Adiós” zu sagen.

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