El Cid oder Johnny Depp? Sie kämpfen um die Gunst der Schwert-Liebhaber.

18.03.2015 - Meike von Lojewski / Madrid für Deutsche 

Toledo, eine Stadt mitten in Spanien und Unesco-Weltkulturerbe, war eine der wichtigsten europäischen Zentren des Mittelalters, wovon auch heute noch berühmte Bauwerke wie die Kathedrale Santa María und der Alcázar zeugen. In seiner Blütezeit war Toledo zudem die Hochburg der Waffenschmiedekunst und ist bis heute für dieses Handwerk berühmt.

Von hier aus wurden schon die römischen Truppen mit Schwertern versorgt. “Schwerter wurden hier schon hergestellt, als die Römer nach Spanien kamen", erzählt man sich in der Stadt. "Und die Römer haben schnell gemerkt, dass sie besser waren als die, die sie selbst hatten.” Auch Kaiser Karl V. (1500–1558) ließ in Toledo seine Schwerter fertigen. Während der Maurenherrschaft entwickelten die Schmiede eine besondere Technik der Klingenverzierung, indem auf vorher aufgeraute Stahlflächen feine Golddrähte und ausgeschnittene Ornamentteile aus dünnem Stahlblech aufgehämmert und nachher mit feinen Punzen ziseliert wurden.

Der Stahl aus Toledo gilt als einer der besten der Welt - weil er so biegsam ist, eignet er sich eben besonders für die Herstellung von Schwertern. Dies wird dadurch erreicht, indem die Klinge im Feuer erhitzt und in Öl abgekühlt wird. Das Metall im Inneren, die Seele der Klinge, bleibt dann weicher als die äussere Schicht. Ist das Innere hart, bricht die Klinge leicht ab. Doch dieses Kunsthandwerk hat seinen Preis, den nicht jeder bereit zu zahlen ist. Ein gutes Schwert kostet einige hundert Euro, für besonders kunstvolle Kreationen muss man sogar bis zu 1.000 Euro hinlegen. Die alten toledaner Handwerker haben daher Schwierigkeiten, ihr Einkommen zu sichern.

Dennoch ist Toledo voll mit Souvenirgeschäften und kleinen Läden, die typische Kunsthandwerksgegenstände und Schwerter verkaufen. Heutzutage erfolgt die Metallverarbeitung zum grossen Teil maschinell. So werden in den Läden schon Florette für 35 Euro angeboten - da kann ein Schmied natürlich preislich nicht mithalten. Vor allem Nachbildungen von Säbeln berühmter historischer Persönlichkeiten sind gefragt, El Cids, Napoleons oder König Arthurs Schwerter machen sich an der Wand des heimischen Wohnzimmers wohl gut. Auch Hollywood kurbelt die Produktion an: Ob Johnny Depp in "Fluch der Karibik" oder Viggo Mortensen in "Herr der Ringe" - schwingt ein Schauspieler ein historisch anmutendes Schwert, wird es garantiert zu einem heiss begehrten Sammlerstück.

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