NEWS: Spanien bietet sephardischen Juden die spanische Staatsbürgerschaft an

01.03.2014 - Meike von Lojewski / Madrid für Deutsche 

Eine erstaunliche Meldung ging Mitte Februar durch die spanischen Medien: Spanien hat ein Gesetz vorgestellt, das den sephardischen Juden als späte Wiedergutmachung die vereinfachte Erlangung der spanischen Staatsbürgerschaft anbietet. Aber auch wenn israelische Bürger kurz darauf in den spanischen Konsulaten in Tel Aviv und Jerusalem Schlange standen, um einen spanischen Pass zu beantragen, so wird die Umsetzung nicht leicht werden. Abgesehen davon, dass das Gesetz erst noch in Kraft treten muss, muss der Antragsteller zwar nicht in Spanien leben und auch nicht auf seine erste Staatsbürgerschaft verzichten, aber doch eine „besondere Verbindung mit der Kultur und den spanischen Sitten“ nachweisen. Und das wird in vielen Fällen sicherlich schwierig.

Die Geschichte der Sepharden geht schon lange zurück. Spätestens nach der Zweiten Tempelzerstörung durch die Römer im Jahre 70 unserer Zeitrechnung, wurden die Juden in alle Herren Länder verstreut. Viele von ihnen nach Babylon, aber auch nach Europa. Hier wurde Spanien zur jüdischen Hochburg, denn hier konnte man sich entwickeln und es gab berühmte jüdische Schulen sowie Gelehrte. Im frühen Mittelalter wurde Spanien zur kabbalistischen Hochburg. Unter den moslemischen Herrschern Spaniens ging es den Juden gut. Dann folgten die christlichen Herrscher und mit ihnen begannen die Zwangskonversionen zum Christentum, Pogrome und vieles mehr.

Nach Abschluss der ”Reconquista” Spaniens unterzeichneten die Katholischen Könige Isabella und Ferdinand am 31. März 1492 das Alhambra-Edikt, das die Juden vor die Wahl zwischen Exil und Konversion zum Christentum stellte. Mindestens 50.000 von ihnen suchten Zuflucht in anderen Ländern, ein Teil in Nordafrika, vor allem in Marokko in den Städten Fes und Casablanca. Ein weiterer Teil wurde durch persönlichen Erlass des Sultans ins Osmanische Reich geholt. Als Zentren des sephardischen Ritus gelten neben Fès und Thessaloniki unter anderem die Städte Istanbul, Jerusalem, Ancona und Venedig.

Die Zahl der Nachkommen der seinerzeit geflohenen 50.000 Juden wird auf 3,5 Millionen geschätzt. All diese haben nun theoretisch ein Anrecht auf einen spanischen Pass. Ob es die spanische Regierung wirklich schafft, ihnen allen gerecht zu werden, oder es bei einer Geste der Wierdergutmachung bleibt, kann nur die Zeit zeigen.

P.S.: Das Wort “sephardisch” leitet sich von dem biblischen Ortsnamen “Sepharad” ab, wo seinerzeit Angehörige der Verlorenen Stämme des Nordreich Israels lebten. Mit diesem Namen wurden schon sehr früh die Iberische Halbinsel und Juden von spanisch-orientalischer Herkunft benannt.

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