NUTZWERT: Ein Muss für alle Buchliebhaber: das Bücherdorf Urueña

05.10.2014 - Meike von Lojewski / Madrid für Deutsche 

Bücherdorf? Noch nie gehört? So ging es mir auch, als ich einen Artikel über Urueña zu lesen bekam, das erste Bücherdorf Spaniens. Bücherdörfer sind Orte mit einer besonders hohen Anzahl an Antiquariatien, für die sie meist weithin bekannt sind. Oftmals handelt es sich dabei um Ortschaften mit geringen wirtschaftlichen Perspektiven, die durch diese Initiative eine Möglichkeit sehen, mit ihrem kuriosen Angebot Touristen anzulocken, die Wirtschaft der Gegend anzukurbeln und so zusätzliche Arbeitsplätze für die Bevölkerung zu schaffen. Ziel ist auch, dass ebenso andere lokale Anbieter, insbesondere das Gastgewerbe, davon profitieren.

Das erste Bücherdorf Spaniens ist also Urueña, das etwa 50 Kilometer von Valladolid entfernt liegt. Eine Reise hierher ist wie eine Reise in die Vergangenheit: Noch heute spürt man die mittelalterliche Prägung und findet interessante Baudenkmäler wie zum Beispiel die Pfarrkirche Santa María del Azogue oder die romanische Kirche Eremita de Nustra Señora de la Anunciada. Zweifellos stellt aber die Kulturgeschichte des Dorfes gerade für Bücherfreunde eine weitaus grössere Attraktion dar: Der nur 200 Einwohner zählende Ort wartet mit ganzen zwölf Buchläden auf!

Dazu gehören die Buchhandlungen El Rincón Escrito, Librería Alejandría, Librería Samuel, Alvacal, Boutique del Cuento, Librería Almadí, La Punta del Iceberg und die Librería Alcaraván. Die Librería Enoteca "Museo del Vino" ist auf Fachliteratur zum Thema Wein spezialisiert. Bei Alcuino Caligrafía werden Kalligraphie-Kurse angeboten, in der Librería el 7 findet man alles über den Stierkampf und der Taller de Encuadernación Artesanal de Urueña ist die Buchbinderwerkstatt des Ortes. Überall stösst man auf antiquarisch wertvolle oder vergriffene Bücher, es gibt aber auch ein interessantes Angebot weiterer Aktivitäten.

Wenn man sich gerade in der Nähe von Urueña befindet, sollte man sich auch einen Besuch im Centro e-LEA nicht entgehen lassen. Auf 1.200 Quadratmetern befinden sich eine Fachbibliothek, Räume für Workshops, ein Ausstellungs- und ein Vorführungsraum sowie ein Garten. Zum Internatioinalen Tag des Buches, dem 23. April, oder am Gründungstag von Urueña im März gibt es zudem tolle Veranstaltungen.

Das erste Bücherdorf Deutschlands und des deutschsprachigen Raums ist übrigens der Ort Mühlbeck im Landkreis Anhalt-Bitterfeld, wurde im September 1997 gegründet und verfügt heute zusammen mit dem Nachbarort Friedersdorf über etwa neun Bücherläden bei nicht einmal 3000 Einwohnern. Den Grundstein bildeten 70.000 Bücher, die in ganz Deutschland gesammelt wurden. Heute sind rund eine Million Bücher im Angebot.

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