WISSENSWERT: Die spanische Zarzuela: ein Klassiker im neuen Kleid

22.10.2014 - Meike von Lojewski / Madrid für Deutsche 

Zarzuela? Jeder kennt diesen Begriff, aber die wenigsten wissen, worum es sich dabei genau handelt. Die Zarzuela entstand im 17. Jahrhundert zunächst als höfisches Festspiel. König Philipp IV. hatte sich 1634 im im Norden Madrids gelegenen Pardo inmitten dichten Brombeergebüschs ein Schlösschen errichten lassen, das den Namen “Palacio de la Zarzuela” (von span. zarza: „Dornbusch“) bekam. Sein Bruder Kardinalinfant Ferdinand von Spanien war ein großer Freund der Jagd und benutzte dieses Schlösschen oft zur Übernachtung. Wenn das Wetter keine Jagd erlaubte, ließ der König zu seiner Unterhaltung die Komödianten aus den Theatern der nahe gelegenen Hauptstadt kommen.

Die Zarzuela wird durch abwechselnd gesprochenen und gesungenen Text gekennzeichnet. Sie liegt zwischen Singspiel und Operette. Während bei einer Operette in der Regel alle Musiknummern Originalkompositionen sind, besteht die Musik der Zarzuela aus Volksliedern oder populären Schlagern, die zur Handlung passend ausgewählt und mit originalen Kompositionen ergänzt wird.

Als Wegbereiteter dieser Musik gilt der spanische Dichter Pedro Calderón de la Barca (1600-1681), der verschiedene Libretti schrieb, so unter anderem “El jardín de Falerina” im Jahre 1648. Im 18. Jahrhundert wurde die Zarzuela von der italienischen Oper in den Hintergrund gedrängt, erst Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte sie ihre Neubelebung und erlangte Berühmtheit. Sie ist Spaniens wichtigster Beitrag zum lyrischen Theater und kann auf eine fast so lange und vielfältige Tradition wie dessen grosse Schwester, die Oper, zurueckschauen.

Der spanische Bürgerkrieg 1936 und der aufkommende Film setzten der Zarzuela-Begeisterung ein vorläufiges Ende. Der Versuch des Franco-Regimes, die Zarzuela zum nationalen Symbol zu stilisieren, stieß auf Ablehnung in der Bevölkerung. Doch Ende der 70er Jahre kam es zu einem erneuten Interesse an der Zarzuela, das bis heute ungebrochen ist. Auch zu den Vorbereitungen zur 500-Jahr-Feier zur Entdeckung Amerikas (1992) erinnerte man sich besonders des musikalischen Erbes.

Für alle Zarzuela-Fans oder die, die es noch werden wollen, wird nun im “Teatro de la Zarzuela” ein ganz besonderes Stück aufgeführt: Noch bis 31. Oktober gibt es “Carmen” zu sehen - zum ersten Mal in spanischer Übersetzung. Der Klassiker von Georges Bizet, der bislang nur auf Französisch zu hören war und bei dem man sich bereits daran gewöhnt hatte, dass die “toreros” “toreadores” hiessen, erstrahlt so in völlig neuem Glanz. Unter der Regie von Ana Zamora und der musischen Leitung von Yi-Chen Lin ist ein Stück entstanden, dass jeden begeistern wird.

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