Kosten Miete, Lebenserhaltungskosten etc.  von  Karsten Bongart am 12.06.0809:52:35
Karsten Bongart
Hallo,

ich habe ggf. die Möglichkeit für 1 bis 3 Jahre in Madrid zu arbeiten. Das ganze wäre auch mit einem Firmenwechsel verbunden, daher kann ich noch nicht auf Firmeninterne Infos bauen.

Frage wäre, mit welchen Mehrkosten insbesondere bei Miete, aber auch bei generellen Lebenshaltungskosten wie Lebensmittel oder Essen gehen, man rechnen muss. Ich denke gerade bei der Miete, wird definitiv der Großstadtfaktor zuschlagen!? Vergleich wäre die Stadt Essen im Ruhrgebiet.

Da meine Frau mit gehen würde und wohl erst mal keine Arbeit dort hat, müsste ich das Ganze auch mit einem statt, wie bisher zwei Gehältern, berücksichtigen.

Für Tips aller Art wäre ich super dankbar!

saludos
Karsten
  • Kommentar von Natascha am 13.06.0810:19:06
    Natascha

    Kosten Miete, Lebenserhaltungskosten etc.


    Hallo Karsten!

    Zunächst ist es natürlich klasse, dass du die Möglichkeit hast, für eine Zeit nach Madrid zu kommen. Madrid ist eine unglaublich lebhafte, internationale und beeindruckende Stadt. Gut durchdacht sollte die Sache natürlich trotzdem sein.

    Ich bin seit eineinhalb Jahren in Madrid und kann dir in Bezug auf die Mehrkosten folgendes sagen:

    1. Die Mieten sind hier sehr teuer, es sei denn man hat ein Auto und ist gewillt, sich im Umkreis von Madrid etwas zu suchen, da kann es unter Umständen um einiges günstiger ausfallen. Nur als Vergleich: ich habe bis Februar für ein WG-Zimmer (6 qm) 430 Euro warm bezahlt, beinahe genausoviel wie für meine 45qm-2-Zimmerwohnung in Göttingen. Inzwischen wohne ich in einem 45-qm-Appartment (Nutzfláche 35qm) und zahle ohne Nebenkosten 690 Euro Monatsmiete. Davon abgesehen habe ich eine Monatsmiete kaution (das ist hier normal) sowie eine Bankbürgschaft in Höhe von 4 Monatsmieten hinterlegen müssen (eine solche Bürgschaft ist hier angesichts der derzeitigen Probleme hinsichtlich der Immobilienbranche inzwischen recht üblich). Wenn man eine Wohnung mit einem bzw. zwei Schlafzimmern sucht, muss man hier in Madrid mit mindestens 800 Euro Kaltmiete rechnen, liegt aber in den meisten Fällen wahrscheinlich sogar drüber.

    2. Was die Lebenshaltungskosten angeht, hast du Recht. Der Grosstadtfaktor spielt hier eine Rolle, aber generell würde ich sagen, dass man beim Einkaufen nicht unbedingt sehr viel teurer liegt als in einer Grossstadt in Deutschland, wenn man nicht gerade im Hipercor oder sonstigen teuren Supermärkten einkaufen geht, aber das kommt natürlich immer ganz auf die individuellen Vorlieben an. Einige Produkte sind angesichts der "Krise" (da streiten sich hier momentan die Geister, ob wir nun in der Krise stecken oder nicht...) in den letzten Monaten erheblich gestiegen, wie z.B. Eier, Milch, Fisch, Brot und sonstige essenzielle Produkte. Ich z. B. zahle mit meinem Freund pro Woche an Lebensmitteleinkäufen ca. 80-100 Euro und davon leben wir recht gut, aber wie gesagt, es hängt natürlich auch von den persönlichen Vorlieben ab.

    3. Essen gehen in Restaurants ist hier in der Regel schon recht teuer, das merke ich immer wieder, wenn ich nach Deutschland fliege und dort essen gehe und im Schnitt 20 Euro weniger bezahle. Wenn man hier mittags essen geht, gibt es die typischen Mittagsmenüs, die im Schnitt ca. 10-12 Euro kosten, kommt ganz auf das Stadtviertel und die Bar bzw. das Restaurant an. A la carte kann man unter Umständen ohne grosse Extras ca. 30 Euro pro Person lassen, kommt aber auch wieder auf die persönlichen Vorlieben und das Restaurant an. 

    4. Ein Kinobesuch kostet hier inzwischen ca. 7 Euro. Theater und Musicals haben da ganz unterschiedliche Preise, sind aber in der Regel nicht teurer als in Deutschland auch, mal abgesehen von der Oper im Teatro Real, die ist sehr teuer. Sonstige Freizeiteinrichtungen sind nach meiner Erfahrung nicht teurer als anderswo auch und die öffentlichen Transportmittel sind hier (ich vergleiche hierbei mit dem Göttinger und Hamburger Nahverkehr) sogar günstiger als in Deutschland.

    Also ich persönlich bin hier in Madrid sehr glücklich. Jeder muss für sich selbst die Vor- und Nachteile abwägen, aber Madrid ist eine sehr interessante und vielseitige Stadt mit (meist) gutem Klima und sehr offenen und freundlichen Menschen.

    Wenn du weitere Fragen hast, schreib mir gern eine E-Mail.

    Viele Grüsse,
    Natascha
  • Kommentar von Pit am 17.06.0818:31:19
    Pit

    Kosten Miete, Lebenserhaltungskosten etc.


    Ich wollte zu den ganzen zutreffenden Dingen von Natascha noch ergaenzen, dass der Wohnungsmarkt in Spanien sich sehr vom deutschen unterscheidet. Das Angebot an Mietwohnungen ist viel, viel kleiner. Wohngen verden idR ge-/verkauft. Und speziell in Madrid habe ich erfahren, dass die Mehrzahl der Wohnungen ueber 3 Schlafzimmer haben und sie meist moebliert sind. Ich habe damals bei der Miete meiner Wohnung 2 KM Kaution (Garantia), zusaetzlich 2 KM als Buergschaft (Aval) einer spanischen Bank und die Miete selbst 2 Monate im voraus zahlen muessen. Ich war also fast 6T€ los, bevor ich den Hausschluessel erhielt. Hinzu kamen noch Marklergebuehren. Ich habe eine ganz einfache 72qm Wohnung mit 2 Schlafzimmern ohne besonderen Luxus.

    Ihr solltet euch also ggf darauf einstellen, dass 4-6 KM als Garantiezahlungen geleistet werden muessen.

    Am besten ist natuerlich, wenn sich Deine neue Firma um die Wohnungssuche kuemmert.

    Viel Glueck, und Madrid lohnt sich meiner Ansicht nach wirklich!
  • Kommentar von Reiner am 25.06.0818:07:23
    Reiner

    Kosten Miete, Lebenserhaltungskosten etc.


    Hallo Karsten, hallo Natascha,

    @ Natascha: habe mit Interesse deine Ausführungen gelesen. Wohne selbst seit 2 Jahren in Madrid und kann diese nur zum Teil bestätigen- s.u.
    @ Karsten: ein paar persönliche Eindrücke ergänze ich noch:
    1. Klar, der Wohnungsmarkt ist immens teuer / überhitzt. Liegt daran, dass es keine Investitionskultur in Unternehemn gibt, dafür aber in Immobilien. So leben dann 90 der Spanier ihre Eigentumswohnung, während dies in Deutschland nur 20 sind. Soweit d'accord.
    2. Ohne das im einzelnen nachrechnen zu können: gegenüber einer deutschen Grossstadt zahle ich einen Gutteil weniger in Madrid. es gibt eine herrliche Marktkultur - in jedem Stadtteil vorhanden - in denen ich alles frisch kaufen kann. Auf keinen Fall ist es teurer.
    3. Essen gehen ist grundsätzlich _deutlich_ biliger als in Deutschland! Selbst in "guten" Restaurants zahle ich weniger als in ähnlichen in einer deutschen Grossstadt. Dazu kommt: in Bars bekomme ich Tapas mit 1-2 Bier dazu für schlappe 7-8 EUR. Manchmal auch Tapas umsonst zum Bier; dann wird's noch billiger.
    4. Kinopreise sind vergleichbar - weltbekannte Museen für 6EUR Eintritt kenne ich in Deutschland aber nicht. Flamenco des Madrider Ballets für 10EUR ist auch nicht teuer, finde ich.

    In Summe: das Leben _ist_ teurer - aber nur wegen der Miete. Alles weiter ist maximal gleich teuer. Einzig stören tut mich, der Verkehr hier. Wer einen mittleren Weg zur Arbeit hat, muss schon mit unkalkulierbaren 30-90min Arbeitsweg (2x am tag) rechnen. 

    Darüber hinaus - nicht finanziell zu bewerten - ist die berühmte "Lebensqualität" in Madrid sensationell. Das Angebot von Kultur, Nachtleben, kulinarischen Spezialitäten, Sport... ist riesig - neben dem für Deutsche immer wichtigen "schönen Wetter".
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