NEWS: Spanien schiebt Flüchtlinge sofort ab

12.09.2012 - n-tv 

Sie hatten gehofft, einen neuen Weg in das ersehnte Europa gefunden zu haben und waren auf eine unbewohnbare Insel vor Marokko geschwommen, die zu Spanien gehört. Die spanischen Behörden reagieren auch und evakuieren die Insel – schieben die Flüchtlinge aber direkt wieder ab.

Die Insel Tierra ist eine kleine Felskuppe, die sich unmittelbar vor der Küste Marokkos aus dem Mittelmeer erhebt. Das unbewohnte Eiland ist auf kaum einer Landkarte verzeichnet. Ausgerechnet hier glaubten afrikanische Flüchtlinge ein Schlupfloch entdeckt zu haben, durch das sie in die "Festung Europa" gelangen könnten. Sie brauchten nur die 50 Meter vom Strand nahe der marokkanischen Stadt Al Hoceima nach Tierra hinüberzuschwimmen, und schon befanden sie sich auf dem Gebiet der Europäischen Union. Die Insel ist nämlich spanisches Staatsgebiet.

Mehr als 80 Flüchtlinge suchten Ende voriger Woche auf der Insel Zuflucht und versetzten die spanische Regierung in Alarmstimmung. Madrid war zum Handeln gezwungen. Einerseits konnten die Afrikaner nicht auf der Insel bleiben, denn dort gibt es kein Trinkwasser und keinen Schutz vor der sengenden Sonne. Andererseits wollte die Regierung die Flüchtlinge aber auch nicht auf das spanische Festland bringen lassen. Madrid befürchtete, dass dann Hunderte von weiteren Afrikanern nachgefolgt wären.

Spanien handelte in aller Eile mit Marokko eine Lösung aus. In einer nächtlichen Operation räumten spanische Polizisten die Insel und brachten die Mehrheit der Flüchtlinge auf das marokkanische Festland zurück. Dort wurden die Afrikaner von der Gendarmerie in Empfang genommen. Nur eine kleine Gruppe von zehn Frauen und Jugendlichen wurde per Hubschrauber in die spanische Exklave Melilla geflogen.


Nach der Räumung wurden die Flüchtlinge von Marokko nach Algerien abgeschoben. Nach Angaben der marokkanischen Flüchtlingshilfsorganisation Gadem wurden die rund 70 Afrikaner zunächst in den Osten des Landes und dann über die Grenze nach Algerien gebracht. Die Organisation zeigte sich zugleich überzeugt, dass die Flüchtlinge erneut versuchen würden, nach Marokko zu  gelangen.


"In Europa soll Krise herrschen?"

In Marokko leben Hunderte von Flüchtlingen aus Ländern südlich der Sahara in verschiedenen Camps und lauern auf eine Gelegenheit, nach Europa zu gelangen. Die Chancen haben sich jedoch in den letzten Jahren ständig verschlechtert. Spanien hat die Kontrollen auf dem Meer drastisch verschärft, so dass nur noch selten Flüchtlingsboote auf das Festland oder die Kanaren gelangen. Um die spanischen Nordafrika-Exklaven Ceuta und Meilla wurden Grenzbefestigungen mit sechs Meter hohen Zäunen errichtet, nachdem im Jahr 2005 Hunderte von Afrikanern versucht hatten, mit Massenanstürmen in die spanischen Städte zu gelangen.

Nur an die Inseln vor der marokkanischen Mittelmeerküste hatte bisher kaum jemand gedacht. Spanien verfügt dort über zwei Gruppen von jeweils drei kleinen Felseninseln: die Alhucemas-Inseln etwa 100 Kilometer westlich von Melilla, zu denen auch Tierra gehört, und die Chafarinas 40 Kilometer östlich der Exklave. Auf den kleinen Inseln leben keine Zivilisten, nur auf den beiden Hauptinseln sind spanische Soldaten stationiert. Die Archipele gelten im Kampf gegen Immigration als Schwachstellen, weil sie von Marokko aus leicht zu erreichen sind. Spanien ist daher auf marokkanische Unterstützung angewiesen. Diese ist jedoch ein heikles Thema, weil Marokko seinerseits Ansprüche auf die Inseln erhebt.

Dass angesichts der Massenarbeitslosigkeit in Spanien noch immer Afrikaner um jeden Preis in das Land gelangen wollen, ist nicht verwunderlich. Seydou aus Burkina Faso, der in Marokko unter miserablen Bedingungen haust, lieferte eine Erklärung. "In Europa soll Krise herrschen? Afrika ist um ein Vielfaches schlimmer dran", sagte der 22-Jährige der Zeitung "El País". "Egal wie schwer die Krise in Spanien auch sein mag, etwas Schlimmeres als in meinem Land kann ich mir nicht vorstellen."

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