HINTERGRUND: Das kommt nicht in die Tüte!

14.09.2009 - Clementine Kügler  

Noch immer scheint es in Spanien, als wäre Plastik kein Problem. Die Wochenendbeilage der Zeitung El País kam Ende August in Silberplastikfolie eingeschweißt, die Teebeutel aus dem Reformhaus sind nicht nur im Pappkarton eingeschweißt, sondern auch noch jeder einzelne Beutel ist noch mal hermetisch in Plastik gewickelt. Viele Produkte sind doppelt und dreifach gesichert oder aufwändig in individuelle Portionen verpackt und hinterlassen wahre Müllberge.

Nun hat relativ überraschend die Kampagne der französischen Supermarktkette Carrefour für Pressewirbel gesorgt. Sie hat zum 1. September die Plastiktüten abgeschafft und verkauft stattdessen Stofftaschen oder biologisch abbaubare Tüten. Was in Madrid und dem Baskenland begann, soll sich bis Mitte November auf alle Regionen ausdehnen. Dem werden andere Supermarktketten folgen. Lidl und Día tun das schon seit geraumer Zeit. Der Corte Inglés bietet Stofftaschen an und gab schon immer gratis Papiertüten, wenn man danach fragte.

Auch die kleine Balearen-Insel Formentera hat in diesem Juli die Plastiktüten inselweit abgeschafft und durch Bio-Tüten aus Kartoffelstärke ersetzt. 700 000 Stärke-Tüten hat die Inselregierung an die 50 Lebensmittelläden verteilt, um damit auf das Problem der Einwegplastiktüten und die Suche nach Alternativen aufmerksam zu machen. Der Weg der Plastiktüten ins Meer ist auf der kleinen Insel besonders nah: sie ersticken Meerestiere und Meeresboden, verstopfen Abflüsse und brauchen Hunderte von Jahren, um sich restlos aufzulösen. Im Pazifik treibt eine Fläche aus Plastikmüll, die inzwischen größer als die Iberische Halbinsel ist.

Spanien steht an dritter Stelle in Europa unter den Verbrauchern von Plastiktüten und ist der größte Hersteller. 10,5 Millionen Tüten wurden in Spanien jährlich verteilt. Das ist auch ein Kostenfaktor für die Läden, die sie verschenken. Über die Hälfte wird als Abfalltüten noch einmal genutzt, fast 40 Prozent werden einfach weggeworfen, 10 Prozent recycelt. Abgesehen von den Umweltproblemen, die diese Flut von Tüten hervorruft, steht der Energieaufwand zur Herstellung in keinem Verhältnis zum kurzen Nutzen. Europaweit wird versucht, den Verbrauch bis 2010 auf biologisch abbaubare Taschen umzustellen.

Die Alternative zum Plastik ist der gute alte Einkaufskorb (Brieftasche aber nicht in den Korb legen, sonst ist sie weg!), sind Pappkartons, die in den meisten Supermärkten herumstehen, Stofftaschen oder Bio-Tüten, die man kaufen kann, falls man gar nichts dabei hat.

Damit die Plastiktüte wirklich Vergangenheit wird in Spanien, muss aber noch einiges passieren. Bei Eroski kriegt man sie noch umsonst und haufenweise...

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