HINTERGRUND: Die Mutter aller Schlachten - das Derby zwischen FC Barcelona und Real Madrid

07.05.2008 - Julia Macher 

Real Madrid empfängt heute FC Barcelona zum Derby. Und auch wenn das Spiel für die Platzierung auf der Tabelle uninteressant ist – der Hauptstadtverein ist seit Sonntag spanischer Meister-, wird das Santiago-Bernabéu-Stadion bis auf den letzten Platz besetzt sein. Schließlich weckt in Spanien kein Sportereignis größere Erwartungen als ein Madrid-Barça oder Barça-Madrid. Es ist, als falle das Land zwei Mal im Jahr kollektiv in eine Massenhysterie. Sich in Neutralität zu üben ist unmöglich, entweder man fiebert für Barcelona oder für Real Madrid – was meist keine Sache der freien Entscheidung ist, sondern qua Geburtsort oder Familientradition vorbestimmt.

Als am 13. Mai 1902 Real Madrid, damals noch Madrid Football-Club, und FC Barcelona zum ersten Mal gegeneinander spielten, war davon noch nicht viel zu sehen. Zwar galt schon damals das Aufeinandertreffen zwischen den beiden Großstadtvereinen als Sinnbild für die Konkurrenz zwischen dem wirtschaftlich erfolgreichen Barcelona und der prächtigen politischen Machtzentrale; unüberbrückbar wurden die Gegensätze allerdings erst in Folge der Auseinandersetzungen zwischen Zentralregierung und Region.

Bereits 1925 ließ Militärdiktator Miguel Primo de Rivera die damalige Spielstätte des FC Barcelona Les Corts für sechs Monate schließen, weil die Zuschauer während des Abspielens der spanischen Nationalhymne gellend gepfiffen hatten. Klubpräsident Josep Sunyol Garriga erschossen zu Beginn des Bürgerkrieges Franco-Truppen.

Während der Diktatur war das Stadion einer der wenigen Orte, an denen sich Katalanisten und Antifranquisten unbehelligt treffen konnten. Aus Barça wurde „més que un club“, „mehr als ein Club“. Manuel Vázquez Montalbán schrieb über einen haushohen Sieg über die Madrilenen 1974: „1:0 für Barcelona, 2:0 für Katalonien, 3:0 für Sant Jordi, 4:0 für die Demokratie, 5:0 gegen Madrid. (...) An jenem Tag, so empfanden es Millionen im Land, setzte der Niedergang der faschistischen Diktatur ein.“ Und noch immer, 30 Jahre nach Francos Tod, gilt der Verein vielen als eine Ersatzrepublik, wer sie verlässt begeht Landesverrat und wird im schlimmsten Fall mit einem Ferkelkopf beworfen – so wie Ex-Barça-Spieler Luis Figo bei seiner Rückkehr ins Camp Nou.

Bei Real Madrid legt man Wert darauf, ein unpolitischer Fußballverein zu sein und ärgert sich noch heute, wenn jemand im Nachhinein Nähe zur Diktator unterstellt. Allerdings blickte Franco zumindest mit Wohlwollen auf den erfolgreichen, königlichen Klub und seinen langjährigen Präsidenten Santiago Bernabéu, der sich zwar nie offiziell für Franco aussprach, aber als Katalanenhasser von sich reden machte.

Die Frage, welchen Einfluss das Regime auf den Klub ausübte, bietet immer wieder Anlass zu Verschwörungstheorien. Danach soll der Kauf Alfredo di Stéfanos von der Regierung eingefädelt worden sein. An dem blonden Argentinier von River Plate waren sowohl Barça wie Real Madrid interessiert. Nach monatelangem Hickhack landete das Ausnahmetalent in Madrid und machte den Hauptstadtverein zum „weißen Ballett“, dem ganz Europa zu Füßen lag. Den Europapokal der Landesmeister gewann Real Madrid von 1956 bis 1960 fünf Mal in Serie. Kein Wunder, dass in Barcelona viele bis heute auf den Mann neidisch sind.

Bernd Schuster ist übrigens einer der wenigen, der die großen Antagonisten des spanischen Fußballs relativ friedlich in sich vereint. Der Real-Madrid-Trainer ist immer noch Mitglied beim FC Barcelona, Ausweisnummer 115.088.

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