HINTERGRUND: Hohe Inflation und Stagnation

18.08.2008 - Stefanie Claudia Müller 

Spaniens Wirtschaft legte von April bis Juni 2008 im Quartalsvergleich nur noch um 0,1 Prozent zu. Im Jahresvergleich fällt die bisher boomende Konjunktur nach Angaben des spanischen Statistikamts INE von einem Wachstum von über vier Prozent auf 1,8 Prozent zurück. Das ist der schlechteste Wert seit 1996, wo die spanische Wirtschaft im Jahresvergleich um 1,7 Prozent zulegte. „Wir erleben jetzt erst den Anfang der Krise, vor allem auf dem Immobilienmarkt”, sagt Karl Lincke, Partner der Madrider Rechtsanwaltskanzlei Mariscal & Asociados. Stark in Mitleidenschaft gezogen werden wird seiner Meinung nach auch der Tourimussektor, der bisher elf Prozent des Bruttoinlandproduktes ausmachte: „Erstmals wurden in diesem Jahr dort bereits im Juli Leute entlassen. Das ist kein gutes Zeichen.”

Die spanische Regierung hat angesichts der weiter sehr schlechten wirtschaftlichen Aussichten für das Land ein Programm angekündigt. Gestrichen werden soll unter anderem die Vermögenssteuer. Die öffentliche Kreditanstalt ICO stellt außerdem fünf Milliarden Euro bereit, um sozialschwachen Familien den Zugang zum staatlichen Wohnungsmarkt zu ermöglichen. Die konservative Oppositionspartei Partido Popular kritisiert, dass durch die angekündigten Maßnahmen der Haushalt belastet, die Wirtschaft aber nicht belebt würde und fordert die sozialistische Regierung zu mehr Sparsamkeit auf.

Obwohl die Konjunktur stagniert, leidet Spanien weiter unter einer hohen Inflation. Im Juli lag diese im Jahresvergleich bei 5,3 Prozent und damit ein Prozentpunkt über dem europäischen Durchschnitt. Im Vergleich zum Vormonat sank sie jedoch um drei Prozentpunkte, was die spanische Regierung hoffen läßt, dass sie Ende des Jahres wieder bei unter vier Prozent liegt. Nach Ansicht der größten spanischen Gewerkschaft CC.OO. verschlimmert die Verteuerung der Lebensmittel im Juli um sieben Prozent, der Transportkosten um 10, 6 Prozent sowie der Wohnkosten um 8,4 Prozent zusätzlich die Situation der seit Anfang des Jahres kriselnden spanischen Wirtschaft.

Bisher waren es vor allem die Spanier selber, die durch ihren freudigen Konsum der heimischen Wirtschaft zu einem starken Wachstum verholfen haben. Durch steigende Kreditzinsen und Preise sowie eine hohe Verschuldung sind sie seit wenigen Monaten jedoch immer zurückhaltender beim Kauf. Gemäß der Ratingagentur Moody's gingen die Umsätze im Einzelhandel im Monat Mai im Jahresvergleich um mehr als fünf Prozent zurück.

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