HINTERGRUND: Kredite in Spanien können neu verhandelt werden

01.11.2007 - Werner Steuber und Stefanie Claudia Müller 

Die große Mehrheit der Käufer von Neubauwohnungen in Spanien braucht eine Hypothek, diese werden gewährt bis zu 30 Jahren Laufzeit, auch ohne Eigenkapital - aber nicht gegen Festzins. Der Zinssatz ist meist nur für ein Jahr fest und dann gilt Euribor +0,75 oder 1 Prozent. Das heißt, wann immer die Europäische Zentralbank, wie in den vergangenen zwei Jahren geschehen, den Zins verteuert, schlägt dies bei der monatlichen Schuldenlast durch. 

Nur wenige wissen, dass man seinen Kreditvertrag kündigen und ein besseres Angebot in Anspruch nehmen kann oder den Zins auch nach unten drücken kann durch hartes Verhandeln um die Konditionen. In den letzten zwei Jahren hat sich der Hypothekenindex auf derzeit 4,5 Prozent fast verdoppelt und nach Expertenmeinung wird der Referenzkurs weiter steigen. Das führt zu Zahlungsausfall. 

In Madrid zum Beispiel liegen Zahlen vor, denen zufolge die Zahlungssäumnis im ersten Halbjahr 2007 um 67 Prozent im Verhältnis zum gleichen Zeitraum des Vorjahres zugenommen hat. Nun stellt sich die Frage, ob es möglich ist, das Haus oder die Wohnung zu verlieren, wenn man die Annuitäten nicht mehr bezahlt. Im Fall des Rateausfalls wird die Bank mit dem Kunden versuchen, eine persönliche Lösung zu finden. 

Vor der endgültigen Einstellung der Zahlungen bietet die Bank normalerweise einige Möglichkeiten an, wie etwa die Verlängerung des Darlehens, um so die einzelnen Raten zu vermindern, die zeitweise Aussetzung des Kredits, den Versuch einer Refinanzierung oder die Zusammenlegung aller Schulden. Das heißt also, dass das Kreditinstitut vor Räumung und Zwangsversteigerung alles versuchen wird, um die Hypothek nicht vollstrecken zu müssen. 

Wenn alles nicht geht, so beantragt die Bank bei der Justiz die Zwangsversteigerung, das kann zwischen acht und achtzehn Monaten dauern. Insgesamt wartet die Bank etwa 90 bis 120 Tage, um dann erst, wenn der Schuldner überhaupt nicht reagiert, die Sache der Rechtsabteilung zu übergeben. Grungsätzlich ist aber festzustellen, dass die Zahl säumiger Hypothekenschuldner immer noch sehr niedrig ist in Spanien.

Kommentare (0) :

Artikel kommentieren
Artikel-Archiv
  • 09.02.2024 [Kommentare: 0]

    Welcher Klasse gehöre ich an? Die Klasseneinteilung nach Einkommen in Spanien

    Die Zuordnung zu sozialen Klassen ist ein komplexes Thema, bei dem noch kein allgemein akzeptiertes Kriterium existiert. Laut dem neuesten Barometer des Centro de Investigaciones Sociológicas (CIS) aus November 2023 sehen sich 44,6% der Befragten als Teil der Mittelklasse, während weniger als 4% sich in den oberen Klassen einordnen. Aber .. Artikel weiterlesen

  • 07.01.2016 [Kommentare: 0]

    Eine Bank für deutsche Expats

    Für deutsche Expats ist es nicht einfach ein Konto bei einer deutschen Bank zu eröffnen, insbesondere wenn man sich einmal bei seinem Einwohnermeldeamt abgemeldet hat.Die Identifizierung der eigenen Person vom Ausland aus ist oft mit erheblichen Aufwand verbunden und ohne eine Reise nach Deutschland nicht möglich. Dank der neuen.. Artikel weiterlesen

  • 25.10.2015 [Kommentare: 0]

    Der spanische Warenkorb: Die Haushaltsausgaben der Spanier in 2015

    Einen sonderbaren Warenkorb, so nennt die spanische Wirtschaftszeitung Expasión in einem Onlinebeitrag vom 14/10/2015 die Statistik der spanischen Haushaltsausgaben, die vom statistischen Amt der EU Eurostat erhoben werden.Höchste Ausgaben für Lebens- und Transportmittel. Die höchsten Ausgaben tätigen die Spanier in den beiden Segmen.. Artikel weiterlesen

  • 23.04.2015 [Kommentare: 0]

    Das Stehaufmännchen der spanischen Politik: Esperanza Aguirre

    Im Mai stehen in Spanien die Regionalwahlen an. Und da plant Esperanza Aguirre von der regierenden Volkspartei Partido Popular (PP) nach einem kurzen Ausflug in der Privatwirtschaft als Headhunterin ihr großes Politik-Comeback. Sie will Bürgermeisterin von Madrid werden und das mit einer klaren Kampfansage: “Ich hoffe, ich erreiche die.. Artikel weiterlesen

  • 11.09.2014 [Kommentare: 0]

    NEWS: Emilio Botín ist tot

    Er war aus der Finanzwelt nicht wegzudenken, machte die Banco Santander zur grössten Bank der Eurozone und steuerte sie auch in der spanischen Wirtschaftskrise sicher ohne staatliche Geldspritzen: Emilio Botín. In der Nacht auf Mittwoch erlag der aus Santander stammende Banker einem Herzinfarkt und verstarb mit 79 Jahren in Madrid. Er .. Artikel weiterlesen

  • 19.07.2013 [Kommentare: 0]

    NEWS: Über 100.000 Beamtenstellen in Spanien gestrichen

    In Spanien sind wegen der Sparmaßnahmen der Regierung im vergangenen Jahr mehr als 100.000 Stellen im Öffentlichen Dienst weggefallen. Im Jänner 2013 seien in dem Bereich 2,58 Millionen Menschen beschäftigt gewesen, teilte die Regierung am Sonntag mit. Das waren vier Prozent weniger als ein Jahr zuvor, als es noch 2,6.. Artikel weiterlesen

  • 10.07.2013 [Kommentare: 0]

    HINTERGRUND: Das Spiel mit den Zahlen

    Unsere Welt ist komplex und viele Zusammenhänge, gerade auch im wirtschaftlichen Umfeld, kann der Laie schwer erfassen. Die Medien sollten eigentlich informieren und die Menschen unterstützen, sich eine Meinung bilden zu können. Leider werfen die Medien in vielen Fällen mit Zahlen um sich, die aus dem Zusammenhang geri.. Artikel weiterlesen

  • 05.07.2013 [Kommentare: 0]

    NEWS: Spanien: Die Krise erreicht das Militär

    Das spanische Militär muss in Zukunft den Gürtel enger schnallen. Wegen der Krise fehlt es am nötigen Kleingeld. Kritiker wenden allerdings ein, dass es auch an einem klaren Konzept fehlt.Wie ein Krieg fordert auch die derzeitige Krise in Spanien ihre Opfer: Die "Principe de Asturias" war 25 Jahre lang das Flaggsc.. Artikel weiterlesen

  • 16.02.2012 [Kommentare: 0]

    NEWS: Erhöhung der Einkommenssteuer

    Das spanische Parlament hat am 30.12.11 einer Erhöhung der Einkommenssteuer zugestimmt, die zunächst für 2 Jahre gelten soll.Diese Steuererhöhung verursacht beim Steuerzahler im Schnitt eine Mehrbelastung von 222 Euro. Am härtesten trifft dies die Einkommensschicht bis 33.000 Euro/ Jahr, welcher 85 der Arbeitnehm.. Artikel weiterlesen

  • 22.07.2011 [Kommentare: 0]

    HINTERGRUND: Wie sicher sind sichere Anlagen noch?

    Wahrscheinlich von vielen Anlegern unbemerkt hat die CNMV (Comisión Nacional del Mercado de Valores – spanische Wertpapieraufsicht) Ende Juni ihre Regeln für Geldmarktfonds geändert: nachdem sie bisher nur in Anlagen investieren durften, die wenigstens ein A2-Rating (ziemlich sicher) haben, ist es diesen nun erlaubt.. Artikel weiterlesen