HINTERGRUND: Yoga ist für alles gut

05.07.2010 - Das Interview führte Sophie Hellriegel 

Bei Ann-Sophie Borchardt hat man den Eindruck, dass sie gerne lacht und zwar von Herzen. Sie ist ausgebildete Hebamme und versucht in Madrid seit ein paar Monaten beruflich und privat Fuß zu fassen. Madrid für Deutsche hat mit der 26-Jährigen über ihre Pläne, Yoga und Mentalitäten gesprochen.

Welche Umstände haben dich nach Madrid geführt? Und woher kommst du ursprünglich?

Beim Pilgern hier in Spanien auf dem Jakosweg habe ich meinen Freund kennengelernt. Er ist Spanier und der Grund, der mich hierher gebracht hat. Geboren bin ich in Baden-Baden, in dieser schönen, kleinen Stadt durfte ich viele Jahre verbringen.

Seit wann lebst du in Madrid?

Dieses Jahr im Frühling bin ich von der Schweiz, wo ich die letzten zwei Jahre gelebt habe, nach Spanien umgezogen, und gelegentlich höre ich mich sagen, dass ich noch dabei bin, mich einzuleben.

Du hast in Deutschland eine Ausbildung zur Hebamme gemacht und danach in der Schweiz gearbeitet, zusätzlich noch eine Yogalehrer-Ausbildung absolviert. Wie schätzt du in Madrid momentan deine Berufschancen ein?

Ich hoffe, dass ich hier bald als Hebamme arbeiten kann. In Deutschland und auch in der Schweiz ist die Arbeit als Hebamme sehr vielseitig. Das heißt, es gibt nicht nur die Möglichkeit im Krankenhaus zu arbeiten, sondern man kann sich auch selbstständig machen, indem man die Frauen beziehungsweise die Familien während der Schwangerschaft und danach betreut. Momentan muss ich allerdings noch auf die Anerkennung meines Hebammendiploms warten. Die Arbeit im Krankenhaus sehe ich erstmal als Einstieg, um die spanische Geburtshilfe kennenzulernen.
Außerdem biete ich momentan Yogaunterricht für zwei kleine Gruppen an. Es gibt reichlich Yogalehrer in Madrid, jedoch denke ich, dass es für viele auch interessant ist, eine deutschsprachige Yogalehrerin zu haben – sei es für Deutsche, die eine deutsche Yogastunde bevorzugen oder für Spanier, die ihre Deutschkenntnisse verbessern wollen. Da ich Hebamme und Yogalehrerin bin, biete ich auch gerne Yogastunden für Schwangere oder Yoga zur Rückenbildung an. Je nach Gruppe und deren Bedürfnissen können die Schwerpunkte der Yogastunden variieren, wie zum Beispiel, Yoga für den Rücken, für Kinder oder Yoga im Alter.

Ist Yoga beliebt bei den Spaniern?

Mein Einblick ist leider noch zu beschränkt, um den Stellenwert von Yoga in Spanien einzuschätzen. Was ich aber feststelle ist, dass die Resonanz, die ich von spanischen Freunden bekomme, durchweg positiv ist. Viele reagieren sehr neugierig oder berichten mir auch, dass sie Kollegen oder Freunde haben, die Yoga praktizieren.

Inwiefern unterscheidet sich das soziale und berufliche Leben in der Schweiz vom Leben in Spanien?

Ich habe die Schweizer als sehr angenehme, eher etwas langsamer sprechende und handelnde, dafür aber sehr korrekte und pünktliche Personen kennengelernt. Hier erlebe ich den Spanier, der nicht weniger freundlich, aber schnell sprechend seine Verabredungen auch gerne einmal warten lässt.
Zudem bin ich fest davon überzeugt, dass im Laufe eines Tages der Durchschnitts-Spanier im Vergleich zu dem Durchschnitts-Schweizer mehr als doppelt soviel kommuniziert und zwar mit jedem, der sich anbietet, sei es der Nachbar im Aufzug oder der Radfahrer, den man gerade überholt hat. Der Kontakt wird einem hier relativ leicht gemacht.
Auch gibt es in der Schweiz über das Jahr gesehen, bedingt durch andere Temperaturen und Tagesabläufe, weniger Leben auf der Straße.

Hast du in Madrid schon einen Lieblingsort zum Entspannen gefunden?

Mein absoluter Favorit ist seit einigen Wochen Casa de Campo, besonders mit dem Fahrrad oder auch joggend und spazierend zu genießen.

Tel.: 687 679 166

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