INTERVIEW: Neuer Direktor der Schweizer Schule stellt sich vor

25.12.2007 -  

Seit September ist Urs Bucher Direktor an der Schweizer Schule in Madrid. Ziel des 42-Jährigen ist es, das durch ein Fall von Gewalt zwischen Schülern vor allem von den spanischen Medien verbreitete schlechte Image der Erziehungseinrichtung wieder zu verbessern und zu vermeiden, dass es zu weiteren Fällen kommt.

Wie beurteilen Sie Ihre ersten Monate an der Schule?

Wir haben noch viel Arbeit vor uns, um den Imageschaden wieder gut zu machen. Aber inzwischen haben wir meiner Meinung nach ein sehr gutes Frühwarnsystem für Gewalt zwischen Schülern etabliert. Unsere pädagogische Arbeit wurde in allen anderen Bereichen verstärkt. Seit einem Jahr haben wir bereits eine Beratungsstelle eingerichtet, die wir noch weiter ausbauen wollen. Wöchentlich treffen sich hier Pädagogen und Psychologen, um konkrete Probleme mit und unter Schülern anzusprechen und Lösungen für diese aufzuwerfen. Immer auch in enger Zusammenarbeit mit den Eltern.

Das hört sich sehr gut an. Aber im Vergleich zur Deutschen Schule gilt die Schweizer Schule grundsätzlich auch als weniger diszipliniert und streng. Wollen Sie daran etwas ändern? 

Ich weiß, dass dieses Bild besteht. Aber wir sehen darin kein Problem. Wir folgen hier vor allem in der Grundschule in großen Zügen dem Montessori-System, pflegen beim Lernen die Kombination von Kopf, Hand und Herz. Vielleicht interpretieren einige diesen pädagogischen Ansatz so, dass wir weniger streng sind. In Wirklichkeit wollen wir damit jedoch erreichen, dass die Kinder sich optimal entwickeln, erst in der Sekundarstufe ziehen wir die Zügel deutlich an. Wir fördern die Eigenständigkeit und Verantwortung der Schüler auf allen Stufen.

Es wird der Schweizer Schule immer wieder vorgeworfen, dass die Schüler dort nach dem Abschluss schlechter Deutsch sprechen. Stimmt das?

Das glaube ich nicht. Denn unser Anteil an deutschsprachigen Schülern ist eigentlich höher als an der Deutschen Schule. 25 Prozent sind Schweizer, 25 Prozent sind Deutsche und nur rund 50 Prozent sind Spanier. Alle Fächer sind auf Deutsch, außer Musik und Sport. Einige unserer Absolventen studieren nachher im deutschen Sprachraum.

Worauf sind Sie bei Ihrem Lehrsystem besonders stolz?

Vor allem auf zwei Sachen: Unsere Schule ist relativ klein. Wir haben nur 600 Schüler und damit die ideale Schulgröße. Wir sind kein Massenbetrieb, können auf individuelle Bedürfnisse der Schüler eingehen.

Für ebenfalls sehr gut halte ich unsere Matura. Für die Erlangung des Ausweises müssen die Schüler eine wissenschaftliche Arbeit (Maturaarbeit) einreichen, welche die Schüler ideal auf die Universität vorbereitet. Sie arbeiten dabei interdisziplinär, suchen sich ihr Thema selber aus und werden während der Arbeit von einer Lehrperson betreut. Wir fördern dabei das Talent durch Wettbewerb, wollen die Schüler aber nicht klassifizieren. Wir glauben, dass unsere Ausbilung insgesamt sehr gut vorbereitet, um sich in der Welt zurechtzufinden.

Das Gespräch führte Stefanie Claudia Müller

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