INTERVIEW: „Weltmeister der Arbeitslosigkeit“

03.08.2009 - Paul Stadelhofer  

Warum trifft die Krise Spanien besonders hart? Manuel Pizarro (PP) im Exklusiv-Interview für „Madrid für Deutsche“:

Sie haben verschiedene Krisen miterlebt und sagen die aktuelle Krise sei eine wirtschaftliche und zugleich eine finanzielle Krise. Was ist der Ursprung dieser Krisen und was könnte eine schnelle Lösung sein?

Es gibt weder schnelle noch magische Lösungen. Allerdings gibt es ernsthafte Lösungen, die einen Erfolg für die Zukunft in Aussicht stellen. Andererseits gibt es aber auch schlechte Lösungen, die improvisiert und ineffizient sind und das derzeitige wirtschaftliche Scheitern in die Zukunft verschleppen. Wir müssen uns dessen bewusst sein, welche Elemente es sind, die die finanzielle und ökonomische Krise weltweit ausgelöst haben, welche zwei parallel verlaufende, obgleich miteinander verzahnte Krisen sind, und vor allem gilt es zu analysieren, warum diese Krise in Spanien eine besondere Virulenz zeigt.

Unser Problem ist, dass sich Spanien in den Weltmeister der Arbeitslosigkeit verwandelt hat. Wir müssen ohne Vorurteile analysieren, warum sich hier mehr Arbeitsplätze zerstören und warum die Arbeitslosigkeit hier mehr steigt, als in allen anderen Teilen der OECD (Anm. d. Red.: Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung). Ich weise seit einiger Zeit darauf hin, dass die spanische Wirtschaft ein Problem mit ihrer Wettbewerbsfähigkeit hat, welches sich in den letzten Jahren stark verschlimmert hat.

Welche Probleme geben der Krise ein Fundament und weshalb trifft sie Spanien besonders hart?

Wir haben die Einführung des Euros falsch vollzogen. Der Euro ist nicht nur eine Garantie für, sondern auch eine Forderung an die spanische Wirtschaft, den Standards der Zuverlässigkeit gerecht zu werden, welchen die besten Ökonomien weltweit haben.

Wie lange dauert die Krise noch in Spanien und wieviele Leute verlieren hierdurch noch ihre Arbeit?

Das hängt von dem ab, was gemacht wird. Wenn die Wirtschaftspolitiker weiter so wenig ernsthaft sind, wenn nichts gemacht wird, um die spanische Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, wenn Standards weiter gering geschätzt werden ohne Verständnis dafür, dass uns gerade das Vertrauenswürdigkeit gibt, dann wird die Krise noch lange andauern.

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