NEWS: In Madrid wird Deutsch an öffentlichen Schulen unterrichtet

27.06.2007 - Clementine Kügler 

Monika Bayón, derzeit Expertin für Unterricht der Abteilung Bildungskooperation Deutsch am Goethe-Institut Madrid und Evelyne Raupach, Praktikantin, im Gespräch mit Madrid für Deutsche.Frage: Was bedeutet Bildungskooperation?Antwort: Wir unterstützen Lehrer und Lehrerinnen, Institutionen sowie Bildungsbehörden in Spanien in allen Fragen des Deutschunterrichts. Wir bieten Beratung zu Lehr- und Lernmaterialien, zur Methodik und zur Durchführung von Deutschunterricht. Auch bieten wir Veranstaltungen für Schulklassen und andere Gruppen von Deutschlernern in Spanien an. Wir führen Fortbildungen durch und bieten in Deutschland Fortbildungsmöglichkeiten an.Frage: Wie kann man den spanischen Partnern das Deutschlernen schmackhaft machen? Viele Spanier beginnen Deutsch zu lernen und hören schnell wieder auf. Stimmt das?Antwort: Nicht unbedingt. Was man oft unterschätzt, ist die Zeit und der persönliche Einsatz, den man investieren muss, um eine Sprache zu lernen.Der heutige Sprachunterricht ist didaktisch sehr auf Kommunikation ausgerichtet. Die Schüler lernen natürlich auch Grammatik dabei, aber sie sollen vor allem kommunizieren können, ein Gespräch führen, verstehen und verstanden werden. Wichtig ist, dass die Lerner ein Ziel haben, warum sie diese Sprache lernen und dass sie diese auch real anwenden können. Damit haben sie die nötige Motivation für die ersten Lernjahre, die sicherlich die wichtigsten sind.Frage: Zum Deutschunterricht an den Schulen: Deutsch als Fremdsprache wird immer beliebter?Antwort: Das sieht man besonders an den Privatschulen, die innovativer sein müssen und deswegen schon vor einigen Jahren mit dem Deutschunterricht begonnen haben. Deutsch ist noch immer an den sozialen Status der Lerner gebunden, mit Ausnahmen natürlich. Das sieht man auch an der Entwicklung der Privatschulen, die ja teuer sind.An einigen konzertierten Schulen wurde erst langsam nach und nach Deutsch angeboten. Die Nachfrage nach Deutsch an öffentlichen Schulen nimmt aber in den letzten Jahren sehr zu, obwohl sie insgesamt im europäischen Vergleich immer noch gering ist.Frage: Es gibt seit Herbst 2006 verstärkt zweisprachigen Unterricht an Madrider Schulen?Antwort: Es gibt zwei öffentliche Schulen in Madrid, Isabel La Católica und Ramiro de Maeztu, an denen Deutsch nicht nur als 2. Fremdsprache angeboten wird, sondern schon in diesem gerade zu Ende gegangenen Schuljahr einzelne Fächer zweisprachig auf Deutsch und Spanisch unterrichtet wurden. Ab September schließt sich auch das IES Giner de los Ríos in Alcobendas diesem Konzept an, das sección bilingual alemán genannt wird. Die Schüler erhalten also erstmals auch Fachunterricht in deutscher Sprache: beispielsweise in Geographie, Geschichte und Sozialkunde (Ciencias Sociales im Spanischen).Frage: Es werden keine Deutschkenntnisse vorausgesetzt. Wie sollen Anfänger dem Unterricht folgen können?Antwort: Es gibt eine schrittweise Progression. Zudem müssen sich der Sachfachlehrer und der Sprachlehrer für Deutsch gut koordinieren. Das Unterrichtsmaterial wird anfangs zweisprachig spanisch-deutsch aufbereitet. Mit der Zeit nimmt das aber ab. In Andalusien wird das anders gemacht: da lernen die Schüler Deutsch in der Primaria und erst nach zwei oder drei Jahren werden in der Secundaria einige Fächer auf Deutsch unterrichtet, das kann auch Musik, Sport oder Philosophie sein.Frage: Welches Niveau erreichen die Schüler auf diese Weise?Antwort: Sie erreichen das Ende der Grundstufe. Für Kinder deutscher Eltern oder spanisch-deutscher Eltern hat es allerdings den Vorteil, das diese Kinder sehr integriert sind in den spanischen Schulalltag und gleichzeitig über einen sehr spezifischen Wortschatz im Deutschen eben in Geschichte, Geographie und Sozialkunde verfügen, den sie im Alltagsgespräch zu Hause so vielleicht nicht lernen würden. Aber in der bilingualen Klasse an der Schule Isabel la Católica ist nur eine Schülerin mit deutschem Hintergrund, alle anderen sind spanische Muttersprachler. Es sind die besten Schüler, denen man zutraut, Deutsch zu lernen und die mit diesem Konzept gefördert werden sollen.Frage: Das bedeutet, dass man mit dem Abitur an diesen Schulen nicht automatisch in Deutschland studieren könnte, oder? Antwort: Das kann man nur, wenn man zusätzlich noch mehr Deutsch lernt, um die Sprachprüfung zu bestehen, die zum Studium an deutschen Hochschulen berechtigt. Es sei denn, man bewirbt sich um ein Erasmus-Stipendium, dafür reichen die Deutschkenntnisse aus. Seit 1. Juni 2007 berechtigt übrigens das deutsche Abitur, auch in Spanien studieren zu können, ohne, wie bisher, die Prüfung der Selectividad in Spanien ablegen zu müssen.Die Schulen, die sección bilingual alemán anbieten, also Deutsch als Fremdsprache und als Fachunterricht, sind:I.E.S. Isabel la Católica C/ Alfonso XII, nº 3, Tfno: 91-5277878 Fax: 91-5307592 isabellacatolica I.E.S. Ramiro de Maeztu C/ Serrano 127, 28006 Madrid Tlfs.: 91.561.78.42 - 91.561.61.58 Fax: 91.411.08.65 ramirodemaeztu I.E.S. Giner de los Ríos in Alcobendas Tel. 91 652 5466 ginerdelosriosDas Gespräch führte

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