NEWS: Spanien benötigt 500 000 neue Unternehmen

15.03.2010 - Annika Hardtke 

Wenn man spanische Jugendliche nach ihrem Traumberuf fragt, bekommt man häufig die gleiche Antwort: Beamter (Funcionario)! Eine Anstellung bei Vater Staat scheint den meisten jungen Leuten die sicherste und bequemste Lösung für eine gute Zukunft in Spanien zu sein. Diese Einstellung ist allerdings gefährlich. Der Staat muss aufgrund der Wirtschaftskrise und seines sowieso schon ineffizienten Verwaltungsapparats enorm sparen und eher Stellen streichen als neue schaffen. Seine Bedeutung als Arbeitgeber wird dementsprechend zurückgehen. Die Zahl der Bewerber auf eine Stelle im öffentlichen Dienst bei den Oposiciones (Auswahlverfahren) wird daher weiter steigen. Für viele Spanier erfüllt sich der Traum eines sorglosen Beamtenlebens also nicht…

Der Círculo de Empresarios (spanischer Unternehmerverband) beobachtet diese Entwicklung ebenfalls mit Sorge. Nach seinen Schätzungen sind etwa 500 000 neue Unternehmen nötig, um eine nachhaltige Entwicklung der spanischen Wirtschaft zu garantieren. Auch die multinationalen Unternehmen, die in Spanien ansässig sind, werden nicht so viele neue Arbeitsplätze schaffen können wie benötigt werden. Die Schaffung von Arbeitsplätzen muss dementsprechend aus eigener Kraft geschehen. Das Hauptproblem sieht der Expertenkreis dabei in dem negativen Bild des Unternehmers in der spanischen Gesellschaft. Während in Ländern wie den USA oder Deutschland Unternehmer für ihren Mut und Ehrgeiz bewundert werden, begegnet man ihnen in Spanien mit Skepsis und Vorurteilen. In Krisenzeiten werden sie schnell zum Sündenbock abgestempelt, da sie diejenigen sind, die letztendlich Leute entlassen müssen.

Medienkampagnen sollen nun das Image des Unternehmers in Spanien verbessern. Ein Beispiel dafür ist die Initiative ¡Para la crisis, crea una empresa!, die unter anderem von der Stadt Madrid und dem Verband Junger Unternehmer Madrid (Asociación de Jóvenes Empresarios, AJE Madrid) organisiert wird. Seit kurzem kann man die Plakate an vielen Straßenecken Madrids sehen (siehe Bild). Die Kampagne stellt die Unternehmensgründung als Weg aus der Krise vor und als Möglichkeit, besonders für junge Leute, die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Neben einer Imagekampagne sind allerdings noch weitere Maßnahmen zu ergreifen. So muss der Staat zum Beispiel die Rahmenbedingungen für die Kreditvergabe für Unternehmensgründungen verbessern, damit Menschen mit einer guten Geschäftsidee auch die Möglichkeit bekommen, diese zu verwirklichen.

Eine Organisation, die bei der Unternehmensgründung hilft, ist beispielsweise Secot. Pensionierte Unternehmer stehen hier Jungunternehmern oder auch Einwanderern, die in Spanien eine Firma gründen möchten, mit ihrer Erfahrung beratend zur Seite. Weitere Information unter: www.secot.org

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