NUTWERT: In einer spanischen Tierhandlung

27.09.2010 - Janette Wieland 

Eigentlich wollten wir nur nach Futter suchen. Vielleicht noch das ein oder andere Leckerli, nichts Bestimmtes. Wir betraten ein kleines Geschäft, das in einen großen spanischen Supermarkt integriert war. Dort gab es Hundefutter, natürlich. Aber auch Wellensittiche oder Kaninchen in kleinen, engen Käfigen.

Doch was wir dann sahen, verschlug uns die Sprache: In einem Gitterkäfig, auf dem Kaninchenkäfig, saß eine kleine, rote Katze. Vielleicht ein paar Monate alt. Sie sah uns an, als wollte sie sagen: „Nehmt mich bitte mit!“ Es war heiß und stickig in diesem Geschäft. Wir sahen uns um. Auf dem Fußboden, gleich neben der Eingangstür, ein weiterer Käfig. In ihm saß ein kleiner Hund. Weiß und schwarz, auch erst einige Wochen alt. Er lief auf und ab, hatte einen Napf mit Wasser und einen mit etwas Futter drin. Diese arme, kleine Kreatur – so hilflos, so rettungslos. Welch ein Schicksal für ein Leben.

Ich musste hier raus! Ich erinnerte mich, dass mir mal jemand gesagt hatte, ich solle auf keinem Fall in solch einen Laden gehen. Doch es war zu spät. Ich fragte später eine spanische Freundin, was aus den Tieren wird, woher sie kommen und was passiert, wenn sie nicht verkauft werden. Die Antwort kannte ich bereits, trotzdem hat sie mir wieder einen tiefen Schock versetzt. Diese Tiere stammen offenbar von Massen-Züchtern. Sie haben meistens nur ein paar Jahre zu leben, haben oft Krankheiten, so gut wie keine Impfungen oder sonstige tierärztliche Untersuchungen.

Sie kosten mehrere hundert Euro, manche sogar bis zu 1.000 Euro. Wenn sie nicht verkauft werden können, werden sie getötet, sagte sie mir. So einfach ist also hier das Geschäft mit Tieren, das Geschäft mit Leben. Es gibt allein in Madrid um die hundert solcher Tierhandlungen. Ich möchte mir erst gar nicht ausmalen, wie viele Tiere in ganz Spanien auf diese Weise ihr Ende finden. Was kann man dagegen tun? Wo sind hier die Organisationen, die diesen „Menschen“ das Handwerk legen? Was kann man als Einzelner – dazu auch noch als Ausländer – tun, außer diese Läden zu boykottieren? Ich bin sprachlos, ratlos, fassungslos.

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