NUTZWERT: Hamburger Kinderbetreuung wäre auch für Madrid interessant

06.05.2007 - Susanne Wagner 

Welche Mutter oder welcher Vater möchte nicht einmal in Ruhe die Einkäufe erledigen oder einfach nur mal eine Tasse Kaffee genießen, ohne von den süßen Kleinen an den Rand des Nervenzusammenbruchs gedrängt zu werden? Die "Aktion Kinderparadies" in Hamburg bietet für solche gequälten Eltern eine tolle Möglichkeit. Dort kann man sein Kind gegen eine geringe Kostenpauschale auf den zugehörigen Spielplätzen stundenweise betreuen lassen. In Deutschland sind wir immer noch weit davon entfernt, eine adäquate Unterbringungslösung für Kinder unter drei Jahren zu bekommen, die auch noch bezahlbar wäre. Diese Vereinigung stellt eine einfache aber effektive Alternative zur Krippe oder Tagesmutter dar, die auch auf andere Teile Deutschland und auch ins Ausland übertragbar wäre. Bis jetzt ist das leider noch nicht geschehen. Der eingetragene Verein "Aktion Kinderparadies" existiert seit 1952. Er wurde von engagierten Bürgern ins Leben gerufen, die für die Nachkriegskinder genügend Spielräume in den Jahren des Wiederaufbaus in Hamburg bieten wollten. Im Stadtpark wurde der erste von mittlerweile 36 betreuten Kleinkinderspielplätzen eröffnet. Sie werden von der Aktion sowie dem Amt für Jugend und Gartenbauabteilung der jeweiligen Bezirke unterstützt. Die Spielplätze bieten für Kinder im Alter von eins bis sechs Jahren die Möglichkeit, sich in sicherer Umgebung draußen zu entfalten, Erfahrung und Kontakte mit Gleichaltrigen zu knüpfen. Gleichzeitig beginnen die ersten Abnabelungsschritte von den Eltern und bereiten sie so auf die Kindergartenzeit vor. Die Öffnungszeiten variieren von Spielplatz zu Spielplatz. Es liegt in der Entscheidungsgewalt der ehrenamtlichen Betreuer. Die Kernzeiten aller Plätze sind allerdings zwischen 9 und 12 Uhr, von Montags bis Freitags das ganze Jahr hindurch. Ferienzeiten gibt es zumeist nicht. Geschlossen ist nur zwischen Weihnachten und Neujahr. Die Eltern sind zu keiner verbindlichen Anmeldung verpflichtet, d.h. sie können sowohl tage- als auch stundenweise Betreuung in Anspruch nehmen. Die Kosten betragen 0,80 Euro pro Stunde sowie ein Euro monatliche Telefongebühr. Zusätzlich kann man den Verein durch eine Mitgliedschaft unterstützen. Der Mindestjahresbeitrag beträgt 30 Euro. Unter anderem finanziert sich die "Aktion Kinderparadies" über Sach- und Geldspenden. Die Betreuer sind vorzugsweise Personen, die mit pädagogischer Arbeit vertraut sind. Sie arbeiten ausnahmslos ehrenamtlich. Sie erhalten keinerlei feste Vergütung, sondern beziehen lediglich den Elternbeitrag als Aufwandsentschädigung. Abhängig von der Anzahl der Kinder und der betreuten Stunden variiert das "Einkommen" täglich. "Man muss diese Arbeit lieben und mit Hingabe machen und nicht das Geld sehen. Ich mache diese Arbeit seit 1982, erst als 2. Betreuungskraft und seit 1992 als Vollkraft. Ich mache es nach wie vor gerne, "sagt Frau Zerbe, Betreuerin der "Aktion Kinderparadies" in der Ordulfstrasse. Auf den Spielplätzen sind große Gefahrenquellen wie hohe Klettergerüste oder nicht eingezäuntes Gelände ausgemerzt. Alle Spielplätze verfügen über angemessene Kletter-, Schaukel- oder Wippgeräte, die im zeitlichen Rahmen bezüglich der Sicherheit und Funktion überprüft werden. Ebenso wird auf sicheres Spielzeug geachtet. In diesem Rahmen können die Kinder nach Herzenslust spielen, toben und sich frei entfalten. In der kalten Jahreszeit steht jedem Spielplatz ein beheizbares Wetterhaus zur Verfügung. Dort sind entsprechend Mal- oder Bastelsachen vorhanden. Doch dem Prinzip der Aktion steht vor, dass die Kinder aller Schichten und verschiedener Alters- und Entwicklungsstufen im Freien ihr Spiel finden. Dort können sie sich ohne große Einschränkungen oder hohe Erwartungen frei nach ihren individuellen Bedürfnissen entwickeln. Beim gemeinsamen Frühstück, im Spiel oder beim Singen wird die Gemeinschaft erprobt. Die Betreuer stehen stets mit liebevoller Unterstützung zur Verfügung. Die hohe Akzeptanz der Aktion und starken Kinderzahlen auf den einzelnen Spielplätzen sind Bestätigung genug, dass die Idee des "bewachten Spielplatzes" eine große Bedürfnislücke vieler Eltern von Kleinkindern gefüllt hat. Sie sollte nachgeahmt werden.

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