NUTZWERT: Kein babylonisches Sprachgewirr

07.04.2008 - Fides Ochsenfeld 

Heiß. Laut. Voll. Das Café Madrid im Opera-Viertel platzt am Mittwochabend aus allen Nähten. Es ist MadridBabel-Time. Wer sich konzentriert, kann zwischen dem Stimmenwirrwarr, das sich über den Köpfen der Besucher zu einer bizarren Mischung von Lauten vereinigt, die unterschiedlichsten Sprachen und Akzente herausfiltern. Spanisch, Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch…hier spricht jeder die Sprache, in der er sich verbessern will. Und lernt nette Leute kennen, oft „native-speaker“, von denen er ganz nebenbei profitieren kann.

Olli, 35 Jahre alt, aus Bielefeld arbeitet seit über zwei Jahren bei einer französischen Firma in Madrid und nutzt das wöchentliche internationale Zusammentreffen „MadridBabel“, das bereits seit sieben Jahren stattfindet, um seine Sprachkenntnisse in entspannter Atmosphäre auszubauen. Er schätzt besonders, dass das Gespräch wirklich im Vordergrund steht. Bei spezifischen Veranstaltungen für Erasmusstudenten sei dies zum Beispiel nicht der Fall, „dort geht es in erster Linie ums Abschleppen.“

Auch Michael, 28 Jahre alt, aus Stuttgart will sein Spanisch praktisch anwenden. Da die Hemmschwelle, einfach darauf los zu reden, hier sehr viel tiefer liege, als zum Beispiel bei der Arbeit, komme man schnell mit Leuten ins Gespräch. Am Anfang stünde meist der klassische Smalltalk, jedoch entwickelten sich auch ernstere Gespräche, die in seinem Fall bereits zu guten Freundschaften geführt haben. Gianfranco, 27 Jahre alt und aus Turin, sagt, dass man bei „MadridBabel“ sehr interessante Menschen kennenlernen könne; Alter, Nationalität und Kultur seien oft grundverschieden.

Gemeinsam haben die meisten hier, Ausländer in Spanien zu sein. Doch auch Spanier selbst, die ihre erlernten Fremdsprachen auffrischen wollen, kommen gerne ins Café Madrid. So wie der vier Sprachen sprechende Psychologiestudent Jorge, 23 Jahre alt, der ein Jahr in Gießen studiert hat und vermeiden will, dass seine Deutschkenntnisse mit der Zeit verblassen. Zudem mache es einfach großen Spaß, Teil dieser internationalen Abende zu sein. Und tatsächlich: die Atmosphäre in der gelb gestrichenen Bar mit den hohen Fenstern und den dunkelgrünen Säulen ist – trotz leichten Männerüberschusses – ausgelassen und fröhlich. Völkerverständigung statt babylonischem Sprachgewirr also.

MadridBabel
jeden Mittwoch von 21.30 Uhr bis 2 Uhr
Café Madrid
C/ Escalinata s/n
Metro: Opera
http://es.groups.yahoo.com/group/madridbabel

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