REPORT: Business School lehrt fürs Leben

20.05.2008 - Aline Lutz 

Wer für seinen Erfolg kämpfen muss, der handelt meist engagierter als derjenige, dem alles in den Schoß fällt. Zu gern würde so mancher Student des Instituto de Empresa in Madrid dem verwöhnten Kommilitonen den goldenen Löffel aus dem Mund ziehen. Das Prinzip Business School ist zwar gut durchdacht, aber nicht in allen Bereichen gerecht. Fast 50 Prozent der Note resultieren an einer Business School aus der Gruppenarbeit. Die Studenten werden in Teams eingeteilt und versuchen gemeinsam, komplexe Aufgaben zu lösen. Wichtige Schlüsselfähigkeiten wie Teamkompetenz, Organisationstalent und Diskursvermögen werden trainiert.

Schwierig wird es dann, wenn sich Mitglieder der Gruppe mit ihren Bemühungen zurückhalten und den Rest die Arbeit erledigen lassen. Resultat sind mangelhafte Präsentationen und vergrätzte Kommilitonen. Auch dem 24-jährigen Martin aus Hamburg, seit Oktober letzten Jahres Student am IE in Madrid, macht dieser Tatbestand zu schaffen. "Hier sind ein paar Studenten, die bereits heute wissen, dass sie morgen das millionenschwere Unternehmen ihrer Eltern in Mexiko oder Dubai übernehmen werden. Die lehnen sich zurück und lassen uns andere die Arbeit machen."

Am Instituto de Empresa (IE) in Madrid ist die Gruppenarbeit ein essentieller Bestandteil des Studiums. Rankings der Financial Times und des Forbes Magazins listen das IE in die Top Ten im weltweiten Wettbewerb unter den Business Schools neben Kellog, Harvard und Yale. Absolventen des Instituto de Empresa wollen den Grundstein für Topgehälter und Spitzenpositionen nicht erst im Beruf, sondern bereits im Studium legen. Ein sinnvolles Unterfangen, denn Statistiken zufolge liegen die Einstiegsgehälter von Absolventen der Top-Ten Business Schools gut 30 000 Dollar über dem Jahresgehalt von gewöhnlichen MBA (Master in Business Administration) -Absolventen.

Hochmotiviert und qualifiziert beginnen die Studenten, nach einem ausführlichem Eignungstest, im Idealfall ihr Studium am Instituto de Empresa. Die Deutschen gelten dort als besonders strebsam, clever und zielorientiert. Viele haben bereits gearbeitet und wollen sich mit dem Master weitere Türen öffnen. Ein Jahr dauert der Master in Madrid, zwölf Monate weniger als in Deutschland, gearbeitet wird dafür von morgens bis abends - gezahlt ein Vermögen. Semesterferien gibt es nicht, Projekte müssen in Nachtschichten beendet werden und wer durch zuviele Fehltage auffällt, der fliegt raus. Damit die Masterabsolventen nicht nur mit einem Business School-Abschluss glänzen, sondern auch einen Universitätsabschluss vorweisen können, hat das IE  kurzerhand eine ganze Universität in Segovia gekauft. Uni-Absolventen erhalten ein Doppeldiplom.

Die Studenten profitieren nicht nur vom elitären Ruf ihrer Business School, sondern vor allem von den internen Kontakten. Wer am IE studiert, wird bereits während des Studiums von den "Headhuntern" großer Firmen umworben und von praxisorientierten Professoren unterricht, die allesamt aus der Wirtschaft stammen und als Manager oder Vorstände tätig sind. Nicht zu vergessen ist das Kontakteknüpfen unter den Studenten.

Diplomatensöhne, Unternehmertöchter und Politikersprösslinge schließen nicht nur Freundschaften, sondern sichern sich auch gleichzeitig wichtige Verbündete für das spätere Berufsleben. Es ist jedoch keineswegs so, dass man nur unter sich bleibt, wie es in so manchen englischen Eliteinternaten der Fall sein mag. Der Studentenkörper in Madrid ist nicht nur international, die Studenten strömen unter anderem aus Ägypten, Island, Korea, China und Israel nach Madrid, sondern auch recht schichtendurchlässig, da viele Masterabsolventen ihren Abschluss von zuvor erarbeitetem Geld bezahlen oder sogar von ihren Firmen finanziert werden.

"In Deutschland habe ich nichts verloren, der Großteil der Unis ist zu langsam und zu wenig praxisorientiert, wer international erfolgreich sein will, der muss ins Ausland gehen," erklärt Student Martin. Madrid ist die letzte Etappe seines Studiums, in New York, Miami und Moskau war er bereits. Seinen unbefristeten Arbeitsvertrag für die Zeit nach dem Studium hat er im Übrigen auch schon unterschrieben.

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