SEHENSWERT: Die “Plaza de Cibeles”: Viel Lärm, aber noch mehr Geschichte!

16.09.2012 - Meike von Lojewski / Madrid für Deutsche 

Mitten in Madrid liegt sie, die “Plaza de Cibeles”. Sie ist nicht wirklich ein heimeliger Platz, denn hier treffen die verkehrsreichen Strassen Calle de Alcalá, Paseo de Recoletos und Paseo del Prado aufeinander. Was also macht den besonderen Charme dieser Strassenkreuzung aus? Es liegt an dem Postkartencharakter, den die spanische Hauptstadt aufgrund der fantastischen Baudenkmäler hier ausstrahlt!

Mittelpunkt des Platzes ist die “Fuente de la Cibeles”. Der Brunnen ist der griechischen Göttin Kybele gewidmet, die für die Erde, die Landwirtschaft und die Fruchtbarkeit steht. Diese steht seit 1782 auf einem Zugwagen und wird von Löwen gezogen. Als der Spanier Francisco Gutiérrez die Marmorstatue und den Wagen konstruierte, hätte er sich nicht träumen lassen, dass diese eines Tages von einem motorisierten Chaos umgeben sein würden: Über 200.000 Autos lärmen an Arbeitstagen um das Baudenkmal herum. Dennoch hat die Cibeles für viele eine ganz besondere Bedeutung: Die Anhänger und Spieler von Real Madrid feiern hier ihre Triumphe, wie zum Beispiel den Sieg der Liga oder der Champions League. Seit einigen Jahren ist es allerding verboten, sich im Brunnen zu baden, was bei vielen zu Verärgerung geführt hat. Stürmerstar Raúl soll sich beispielsweise fürchterlich aufgeregt haben, als er der Göttin nach dem Gewinn der Liga 2003 erstmals keinen Clubschal umlegen durfte.

Leicht zurückversetzt an der Nordwestseite der “Plaza de la Cibeles”, im “Palacio de Buenavista” aus dem 18. Jahrhundert, ist das Hauptquartier des spanischen Heeres untergebracht. Der Palast wurde für die einflussreiche Familie Alba erbaut und im späten 18. Jahrhundert auch von der durch diverse Goya-Porträts zu Berühmtheit gelangten Herzogin von Alba bewohnt. Nach dem Ende der französischen Besatzung wurde das Bauwerk schliesslich im Jahre 1816 vom spanischen Heer in Besitz genommen.

Ein weiterer Palast an der Sückostecke des Platzes erregt sofort die Aufmerksamkeit: Wie ein Märchenschloss erhebt sich der zuckergussartige “Palacio de las Comunicaciones” (Palast des Fernmeldewesens) in den Himmel. Dieser wurde 1917 nach dem Entwurf des damit zum Stararchitekten aufgestiegenen Antonio Palacio fertig gestellt. Das pompöse Gebäude aus Kalkstein, für dessen Bau ein Teil des Retiro-Parks geopfert werden musste, war ursprünglich nichts anderes als das Hauptpostamt Madrids, heute jedoch beherbergt der weit grössere Teil das Rathaus der Stadt.

Der monumentale Sitz der spanischen Nationalbank, der “Banco de España”, befindet sich an der Südwestseite des Platzes. Mit deren Gründung im Jahre 1884 hatte nun auch Spanien eine Institution, die die Finanzströme des Landes kanalisierte und koordinierte. Sie war die Nachfolgerin der “Bank San Carlos”, die Carlos III 1782 gegründet hatte. Für die Gestaltung der Fassade der Bank nahmen sich die Architekten Eduardo Adaro und Saínz de Lastra venezianische Paläste der Renaissancezeit zum Vorbild. Sie zeigt aus diesem Grund eine sehr klare, vierstöckige Gestaltung, es dominieren die stilistischen Vorgaben der Harmonie und Symmetrie.

Nicht zuletzt findet man an der Nordostseite der “Plaza de Cibeles” die “Casa de América”, die in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts durch einen reichen Adligen, den Marqués de Linares, aus Stein und Granit erbaut wurde. Heute bietet er einer Art Kulturzentrum Platz, in dem sehr häufig mit Lateinamerika in Verbindung stehende Kulturevents durchgeführt werden.

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