TIPP: Das andere Hotel

07.07.2011 - Stefanie Claudia Müller 

Hier bedienen Chef und Chefin noch selber. In dem Landhaus Cuesta de Patas, zwischen Madrid und Valencia, gibt es keine Kellner. Der Gastgeber Juan Vila und seine Frau, die Köchin, bedienen ihre ausgewählten Gäste lieber selber. In einer kleinen Küche bereiten sie liebevoll die Speisen vor, alles frei von Gift wie sie versprechen.

Das meiste Gemüse und Fleisch kommt aus dem eigenen Anbau. Was sie nicht selber haben, kaufen sie in Campillo de Altobuey ein, dem Nachbardorf, wo sie groß geworden sind.  Oder aber auch in Valencia auf dem Markt, die Stadt am Meer ist nur noch 150 Kilometer von Cuesta de Patas entfernt. Sie bieten nicht nur Bio-Marmelade und Orangensaft, sondern auch ökologisches Bier an. 

Das sehr geschmackvoll eingerichtete Landhaus ist mehr als turismo rural, es präsentiert ein neues Lebenskonzept, das in den kommenden Jahren in Spanien an Bedeutung gewinnen wird, glaubt Vila: "Wir sind uns bewußt geworden, dass das schnelle Leben in Madrid, der Konsumrausch und das völlig vergiftete Essen nicht nur der Gesundheit schadet, sondern auch der guten Laune. Wir haben hier einen Weg gefunden, weiter zu arbeiten, aber so zu leben, wie wir es wollen."

Juan Vila, Vater von zwei erwachsenen Töchtern, die immer noch in Madrid leben, glaubt, dass Spanien einen kompletten Mentalitätswandel braucht: "Wir sind auf der falschen Spur, das ist auch ein Grund für die aktuelle Krise. Es ging in den vergangenen Jahren nur noch um Profit, die Leute haben nicht auf ihre Gesundheit oder Nachhaltigkeit ihres Handelns geachtet." . 

Vila weiß, wovon er spricht. Er entwickelt Software, ist damit reich geworden. Hatte fünf Autos und einen Chauffeur, zieht aber jetzt lieber mit der Karawanne durch die Lande und versteht sich als Bauer, als sich im Reichtum zu baden: "Luxus und Gegenstände sind uns zur Last geworden. Wir haben im Laufe der Jahre unser Eigentum enorm reduziert." 

Und er, der u.a. für EADS gearbeitet hat, entdeckte plötzlich den Spaß am Bedienen, Menschen eine Freude zu bereiten. Seine Gäste führt er persönlich durchs Haus, wo es u.a. Massagesalons, ein chlorfreies Schwimmbad, eine Bar mit luxuriöser Musikausstattung, ein gemütliches Wohnzimmer und ein völlig anderes Restaurant gibt. Das frühe Aufstehen jeden Tag, um auf dem Hof zu arbeiten und Yoga helfen ihm, nicht mehr in Eile zu sein. Das Handy kann klingeln, Fernsehr gibt es nicht mehr.
Von allen Zimmern des an die Toskana ähnelnden Landhaus, es gibt nur fünf,  hat man einen wunderschönen Ausblick auf die Felder, eine Landschaft, die an Deutschland erinnert. Der Aufenthalt kostet pro Nacht 100 Euro. Das Preisverhältnis von Qualität und Leistung ist anders als in Madrid sehr gut. Nicht jeder ist willkommen in Cuesta de Patas: "Wir wollen Leute, die unsere Philosophie eines gesunden Lebens teilen und Ruhe suchen." Kinder sind deswegen nur an bestimmten Tagen erlaubt. 

Aber es lohnt sich, an diesen Tage mit der Familie zu kommen. In der Nähe des Weltkulturerbe Cuenca und nur noch 150 km von Valencia entfernt, bietet cuesta de patas eine besondere Magie, die man schwer beschreiben kann. Vielleicht ist es die Energie von Menschen, die einfach völlig mit ihrem Leben zufrieden sind. Und so verläßt man diesen Ort beschwingt und irgendwie erleichert, dass es eigentlich so weniger Dinge braucht, um ein paar glückliche Momente zu erleben.  

Wer die Webseite besuchen möchte, www.cuestadepatas.es, muss das Codewort "sinvenenos", "ohne Gifte", eingeben.

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