WISSENSWERT: Huertas: Ein Spaziergang durch das Dichterviertel

11.06.2013 - Meike von Lojewski / Madrid für Deutsche 

Der zentrumsnahe Stadtteil “Huertas” ist ein historisches Viertel in Madrid, das auch “Barrio de las Letras” (“Viertel der Buchstaben”) oder “Barrio de las Musas” (“Stadtviertel der Musen”) genannt wird. Dies ist darauf zurückzuführen, dass hier in der Blüte ihres Schaffens mehrere berühmte Autoren des 16. und 17. Jahrhunderts wie Lope de Vega, Quevedo oder Góngora lebten. Nach ihnen sind viele der kleinen, engen Strässchen rund um die “Plaza Santa Ana” benannt.

Die Hauptstrasse des Viertels, die “Calle de Huertas”, ist heute vollständig Fussgängerzone. So können die Besucher in aller Ruhe die in den Boden eingelassenen Zitate der Schriftsteller lesen, die sich entlang der Strasse finden lassen. Auch wenn es ansonsten in “Huertas” nicht allzu viele Sehenswürdigkeiten gibt, macht es doch Spass, hier zu flanieren und die kleinen “Schätze” des Viertels zu entdecken. So wohnte und starb der grosse Meister der spanischen Komödie Lope de Vega in der “Calle Cervantes 11”. Sein Haus birgt heute ein Museum mit vielen Erinnerungsstücken an den Literaten. Im Eckhaus “Calle Quevedo”/”Calle Lope de Vega” hatte Quevedo, Vertreter der spanischen Literaturepoche des Barock im 17. Jahrhundert, sein zu Hause.

Der zentrale Punkt im “Barrio de las Letras” ist die “Plaza Santa Ana”. Er entstand 1810 zur Zeit der französischen Besatzung. Kaum jemand, der in Madrid wohnt oder hierher zu Besuch kommt, hat hier nicht schon einmal eine “Caña” oder einen “Café con leche” getrunken, denn die zahlreichen Bars und Cafés laden dazu regelrecht ein. Besonders hervorzuheben ist an diesem Platz das “Teatro Español”, das 1583 unter dem Namen “Corral del Príncipe” eröffnete. Es gehört zu den ältesten Theatern der Welt und heute noch zu den wichtigsten Bühnen der Stadt. “Huertas” ist auch das Viertel der Antiquariate. Gerne machen sich die Kunden in den verstaubten Regalen der Läden auf die Suche nach einem langgesuchten Schnäppchen.

Ein weiteres Highlight in diesem wuseligen Stadtteil ist das “Ateneo”, eine der bedeutendsten Kultureinrichtungen Madrids. 1835 eröffnet als geistiges Zentrum vieler Intellektueller, ist es auch heute noch eine massgebliche Einrichtung für Autorenvorträge, Tertulias und Filmvorführungen, die meistens öffentlich sind. Die Bibliothek ist eine der grössten überhaupt.

Was man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte, ist der “Mercado de las Ranas”. Jeden ersten Samstag im Monat haben die Läden, die in “Huertas” ansässig sind, ihre Türen ohne Mittagspause geöffnet, um Einheimischen und Touristen ihre Produkte in einer Art Markt anzubieten. Damit eifert er seinen grossen Vorbildern, wie zum Beispiel dem Markt in der Portobello Road in London, nach. Sein Ziel ist zum einen, den Umsatz im “Barrio de las Letras” anzukurbeln, zum anderen aber auch, eine zusätzliche Touristenattraktion in Madrid zu schaffen. Seinen Namen verdankt der “Mercado de las Ranas” der “Calle Cantarranas”, der heutigen “Calle Lope de Vega”. Dort gab es im 17. Jahrhundert unzählige Mengen an Fröschen in den Gemüsegärten des San Jerónimo Klosters, die damit geradezu eine Plage im “Barrio de las Letras” waren.

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