WISSENSWERT: Schon gewusst: Der Retiro war einmal Truppenübungsplatz

Wer kennt ihn nicht, den Retiro mitten im Herzen von Madrid? Grüne Oase zwischen dicht befahrenen Strassen, Erholungsort der Madrilenen am Wochenende. Hierher kommen die Bewohner der Stadt, um sich zu sonnen, ein paar Runden auf dem Fahrrad zu drehen, im Schatten der Bäume ein schönes Buch zu lesen oder in Ruhe einen “Café con Leche” zu trinken. Wer das bunte Treiben beobachtet, möchte nicht glauben, dass es hier nicht immer so idyllisch zuging.

Zunächst einmal wurde der Park natürlich erbaut, um der feinen, hohen Gesellschaft der Stadt ein Ausflugsziel zu bieten. Schliesslich war es aber Felipe IV, der die Anlage zum “Real Sitio del Buen Retiro” erklärte, einem Ort der königlichen Erholung, und sein Sommerschloss “Palacio del Buen Retiro” errichtete. Doch die Feste und die Gestaltung des Parks, um die ihn sogar der Sonnenkönig Ludwig XIV beneidete, verschlangen so viel Geld, dass Felipe IV dafür sogar die Steuern erhöhen musste.

So kam es, dass die späteren Bourbonenkönige nur noch wenig Interesse am Palastpark fanden und er langsam zerfiel. Nicht zuletzt deswegen funktionierten die Franzosen das Erholungsgebiet während des Unabhängigkeitskrieges zwischen 1808 und 1813 kurzerhand zum Truppenübungsplatz um und die meisten Bauten wurden zerstört. Von dem “Real Sitio” blieben nur noch der “Salón del Baile” (heute “Casón del Buen Retiro”) und der “Salón de los Reyes” (heute “Museo del Ejército”) stehen.

Zu unser aller Glück erkannte man jedoch während der Ersten Republik wieder den Glanz alter Zeiten und erklärte die Grünanlage zum Stadteigentum mit freiem Eintritt für alle Madrider. Heute ist er zwar nicht einer der grössten städtischen Parks, aber doch der schönste, denn er wird wunderbar gepflegt und zu den verschiedenen Jahreszeiten immer herrlich bepflanzt. So wird er uns hoffentlich noch viele weitere Jahre als Treffpunkt und Erholungsort dienen und viele Besucher zu seinen Festivals, Veranstaltungen und Konzerten einladen.